Vom richtigen Streiten und gemeinsamen Werten über Humor und richtiges Mindset zum erfüllten Sex: Erfahre hier, was eine gute Beziehung wirklich ausmacht.

Was macht eine gute Beziehung aus?

Manche Paare sind seit Jahren glücklich miteinander verbandelt, andere streiten nur noch oder trennen sich schon nach wenigen Monaten. Friede, Freude, Eierkuchen oder Affäre, Zank und Streit. Die Frage, die viele umtreibt, lautet: Welche Zutaten braucht eine gute Beziehung, damit alle Beteiligten Spaß daran haben und glücklich miteinander alt werden?

Meine Geschichte und Learnings

Ich bin seit 14 Jahren in meiner Beziehung, seit 3 Jahren verheiratet und seit 9 Jahren sind wir Eltern. Mein Mann und ich führen eine glückliche Beziehung, doch das war nicht immer so. Wir haben Zeit von Streit und Vorwürfen hinter uns und standen viel zu oft an dem Punkt, der innerlichen Trennung. Wie wir den Sprung ins Glück geschafft haben? Hier sind die für mich wichtigen Aspekte:

1. Beziehung ist Arbeit

Wenn man im Job ‚up to date‘ bleiben möchtest, geht man in Fortbildungen, Panels, Seminare und bleibt sogar in seiner Freizeit am Ball, in dem man Bücher liest oder sich über Spezialthemen im Internet austauscht. So gewöhnt wir daran sind, im Job oder auch beim Sport an uns zu arbeiten, so wenig sind wir das bei unserer Beziehung.

Der Alltag als Glückskiller

Wir gehen eine Beziehung ein, schwelgen in der Verliebtheit und denken, das geht immer weiter so. Doch nach sechs Monaten lässt der Hormoncocktail der Glückseligkeit nach, der Alltag knallt rein, obendrein wir werden älter, unsere Jobs verändern sich, Kinder kommen vielleicht dazu oder Hund und Katze, Eltern müssen gepflegt werden und die Belastbarkeit des Körpers nimmt ab. All diese Veränderungen muss eine Beziehung ertragen und sollte daher Standfestigkeit, Belastbarkeit und Flexibilität besitzen.

Mir hat es sehr geholfen, mich weiterzubilden, Bücher zu lesen, in Coachings und Workshops zu gehen, damit ich neuen Input, neue Sichtweisen und andere Perspektiven zum Thema Beziehung bekomme.

2. Kommunikation ist alles

Um all die Stürme gut zu meistern, braucht es eine gute Kommunikation. Psycholog:innen sind sich einig, dass man im Austausch in einer langjährigen Beziehung bleiben und sich mitteilen soll, damit der andere helfen kann und natürlich um Missverständnisse rechtzeitig aus der Welt zu schaffen.

Respekvoller Umgang: Immer
Vor allem bei Streit und Diskussionen ist es wichtig, dass man einen respektvollen Umgang pflegt. Trotz allem Ärger sollte man zerstörerische Kommentare lassen. Oft ist das leichter gesagt als getan. Uns hat gewaltfreie Kommunikation sehr geholfen. Das Konfliktlösungskonzept wurde von Marshall B. Rosenberg entwickelt. Grob gesagt, teilt man sich vor allem in Ich-Botschaften mit: „Ich habe mich sehr wütend und im Stich gelassen gefühlt, als du diese Entscheidung getroffen hast.“ Interessanterweise lernt man sich so erst mal selbst viel besser kennen und gibt dem Lieblingsmenschen obendrein die Möglichkeit tief ins Herz zu schauen und so Verständnis zu erzeugen.

3. Richtig streiten

Wenn der Ärger richtig überkocht, müssen Beleidigungen, Verletzungen und Trennungsandrohungen gestoppt werden. Denn so wird die Vertrauensbasis angegriffen und man sagt vielleicht Dinge, die man später bereut und nicht mehr zurücknehmen kann.

Sätze wie „Immer machst du…“, „Nie tust du das…“  oder „Du bist wie mein Vater/Mutter“  solltet ihr tunlichst vermeiden. Außerdem ist es wichtig.

  • Den anderen ausreden lassen
  • Ehrliches Interesse am Gesagten haben
  • Das Gegenüber nicht manipulieren
  • Deutlich Nein oder Ja sagen
  • Klare Grenzen zu setzen, wenn man nicht einverstanden oder überfordert ist
  • Sich gegebenenfalls Bedenkzeit erbeten, sodass man reinfühlen kann
  • Wünsche klar äußern
  • Sich für Fehler entschuldigen

Schwierige Gespräche mit Plan angehen

Mein Mann und ich haben uns für schwierige Gespräche einen „Safe Space“, einen sicheren Raum geschaffen. Uns hat das Zwiegespräch von Michael Lukas Moeller und seiner Frau Celia Fatia geholfen. Die Regeln sind simple und können hier (https://www.zwie-gespraech.de/2.html ) nachgelesen werden. Dieses simple Coachingtool entwickelt eine unheimliche Magie. Man sagt, was man denkt. Traut sich auszusprechen, was man zurückgehalten hat. Hört aber auch dem anderen genau zu. Mit offenem Herzen sozusagen. So konnten wir oft schon einen gordischen Knoten durchschlagen und neue Wege finden.

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4. Kompromisse eingehen

Eine Beziehung bedeutet Kompromisse eingehen zu können, denn nur gemeinsam kommt man ans Ziel. Ob es um die Möbel geht, die Anschaffung eines neuen Autos oder das nächste Reiseziel, beide sollten mit der finalen Wahl happy sein. Deshalb kann eine Kompromissfindung auch ruhig mal länger dauern. Ich habe festgestellt, dass, wenn wir nicht gleich eine Lösung finden, wir ein Thema auch mal ruhen lassen dürfen. So können es sich beide noch mal durch den Kopf gehen lassen oder man kann auf neue Möglichkeiten und Ideen stoßen, die man dann wieder ins Rennen bringen kann.

Kein Druck!

Was man unbedingt vermeiden sollte: Den anderen unter Druck setzen. Sowohl durch laute Sprache, Schreien oder Drohungen („Dann reise eben nie wieder mit dir“) als auch durch leise Manipulation („Du bist der beste Mann der Welt, wenn du das tust“). Der andere gibt schließlich nach, doch die Liste an heimlichen Vorwürfen wird dadurch länger und länger …

Auch wichtig:

Abmachungen und Absprachen immer einhalten und getroffene Vereinbarungen nicht wieder und wieder diskutieren.

5. Festgefahrene Beziehungsmuster reflektieren

Psycholog:innen und Therapeut:innen sind sich einige, dass wir in unseren Paarbeziehungen die Elternbeziehungen nachleben. Und zwar oft völlig unbewusst. Wenn Themen und Streitereien immer wieder auftauchen, man sich über immer beim Gleichen in die Haare gerät, lohnt ein Blick in die Ursprungsfamilie. Wie habe ich mich damals gefühlt? Was waren meine Themen damals? Habe ich immer ausgeglichen? War ich der Rebell und im Widerstand? Hatte ich Angst nicht mehr geliebt zu werden? War meine Art zu sein willkommen oder war ich zu laut, zu wild, zu frei? Einfach mal hinschauen und reflektieren. Mir haben diese beiden Bücher beim Nachdenken sehr geholfen: „Das innere Kind muss Heimat finden“ von Stefanie Stahl und „The Work“ von Byron Katie.

6. Gemeinsame Werte und Humor

Gemeinsame Werte sind ein super Fundament. Wenn die eine ein reisewütiger Bonvivant ist und der andere vom Haus und Garten träumt, wird das Zusammenleben eine Herausforderung. Natürlich verändern sich Werte im Lauf des Lebens. Jeder, der schon Kinder gekriegt hat, kann davon ein Lied singen. Bei einem Zwiegepräch (s. Punkt Richtig Streiten) sich neu in Bezug auf Werte zu verorten, kann helfen.

Und was immer hilft, ist Humor. Wenn man über sich lachen und über den anderen schmunzeln kann, ist das die beste Entschärfung von brenzligen Situationen. Auch zusammen zu lachen, schüttet Dopamin aus, sorgte für schöne Stimmung, denn man ist einfach gerne mit jemand zusammen, mit dem es lustig ist.

7. Gemeinsame Dinge erleben

Wir erleben den Alltag als bunter, intensiver und schöner, wenn wir gemeinsam als Paar etwas unternehmen. Das kann ein Ausflug sein, Treffen mit Freund:innen oder ein Hobby gemeinsames Hobby wie Motorrad fahren oder Bacata-tanzen.

Die Balance beachten

Trotzdem ist die Balance aus Gemeinsamkeiten und Zeit alleine wichtig. Obwohl man ein Paar ist, sollte jede Person auch noch alleine stattfinden. Me-Time darf nicht vernachlässigt werden, genauso wenig wie eigene Freund:innen. Oft kann der Partner nicht alle Bedürfnisse erfüllen, etwa auf ein Heavy Metall Konzert, Wandern, Segeln u. v. m. Einige glückliche Menschen haben für jedes Hobby sogar einen anderen Freundeskreis – und kommen dann mit lauter neuen Eindrücken und Erlebnissen nach Hause und bereichern so wieder die Partnerschaft.

8. Das richtige Mindset

Die Forscher der Universität Washington haben eine „Glücksformel“ geknackt. Ihre Analyse ergab, dass in happy Beziehungen ein Muster vorherrscht: Es gibt fünfmal mehr gute als schlechte Momente im Leben!

Fokussierung auf das Positive

Hier spielt das richtige Mindset eine entscheidende Rolle. Es ist für unseren Kopf so viel leichter, sich auf das Negative zu fokussieren. Dann sehen wir nur noch, was der andere nicht gut macht, uns nicht gefällt etc. Ich habe mein Mindset durch eine einfache Übung neu justiert. Jeden Abend im Bett überlege ich mir 3 Dinge, für die ich heute dankbar bin. Das können banale Dinge wie frische Luft sein, oder dass mein Partner heute den Abendbrottisch gedeckt hat. Diese Übung 21 Tage angewandt, kann die Denkstruktur im Kopf neu programmieren, weil man immer mehr nach guten Dingen Ausschau hält.

9. Sich selbst lieben

Je mehr man sich selbst liebt, desto mehr kann man andere lieben. Oft wird vergessen, dass Selbstliebe eine wichtige Grundvoraussetzung für eine glückliche Beziehung ist. Für die meisten Menschen gehört die Liebe zu einem erfüllten Leben dazu. Doch man sollte sein Glück nicht und vor allem nicht ausschließlich von seiner Beziehung abhängig machen. Das bewahrt einen davor, überzogene und völlig unrealistische Erwartung an den Partner zu stellen, einen vollends glücklich zu machen.

10. Erfüllte Sexualität

Am Anfang kommt man kaum aus dem Bett vor lauter Lust, doch im Lauf der Jahre lässt das Verlangen nach. Doch eine erfüllte Sexualität ist wegen ihrer Nähe und Intimität ein wichtiger Aspekt in vielen Beziehungen. Vor allem für Männer, die über die verbindende Körperlichkeit ihre Liebe zeigen (während Frauen, das eher über verbindende Gespräche tun). Entfällt Sex, wird das in einigen Partnerschaften zu einem großen Stressfaktor, der zu Affären, Seitensprüngen und Trennung führen kann. Die Grundlage für Sex ist zu allererst eine gute Kommunikation und Vertrauen. Dann kann man sagen, was man sich im Bett noch wünscht, kann über Fantasien sprechen und sich immer wieder neu verorten, denn im Lauf der Beziehungen verändern sich der Körper, die Belastbarkeit und die Sexualität. Wie Frau wieder in ihre Lust finden kann, habe ich in meinem Buch geschrieben: „Endlich wieder Lust auf Sex“ (Goldmann).

Fazit

Eine erfüllte Beziehung zu führen, ist bestimmt nicht immer einfach, doch die Arbeit, die man in die Partnerschaft investiert, lohnt sich. Denn nicht nur in einem gesunden Körper wohnt eine gesunde Seele, sondern auch in einem friedlichen und glücklichen Zuhause wohnen glückliche Menschen.

Text: Tina Molin

Foto: shutterstock.com / Max play

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