#Stayhome und #Lockdown während der Corona-Krise haben viele Paare dazu gezwungen, mehr Zeit miteinander zu verbringen. 24/7 zusammen war eine Herausforderung, aber auch eine Chance für das Liebesleben. Sexberaterin Heike Niemeier bekommt nun vermehrt Anrufe von Paaren, die ihr Sexleben wiederbeleben wollen. 

Ich glaube, es gibt nach Corona mehr Sex und mehr Scheidungen. Viele Paare sind jetzt aus ihrem alten Leben rauskatapultiert. Es ist wie im Urlaub: Man hat ganz viel Zeit für einander, doch statt Nähe und Freude kommt Frust auf. Die gemeinsamen Routinen sind aufgehoben, Nähe und Distanz außer Kraft gesetzt. Man sieht sich nicht nur morgens und abends, sondern 24/7. 

Es braucht ganz viel Mut und Muße diese Corona-Zeit als Paar gut und lebendig zu meistern. Es ist aber auch eine Riesenchance, denn man kann sich nicht ausweichen. Liebschaften außerhalb gehen nicht, alle Ablenkung fällt weg. Nur noch du und ich. Wenn man lange keinen (guten) Sex hatte, ist das eine einmalige Chance. Jetzt gilt es den Mut aufbringen und zu sagen: Ich hätte gerne mal wieder Sex mit Dir. 

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Ja, ich will

So bringt man Schwung ins Liebesleben

Wenn das zu Streit, Missbilligung und Augenrollen führt, dann liegt etwas im Argen. Im Moment melden sich deswegen vermehrt Menschen in meiner Praxis, die meine Unterstützung suchen, um wieder Schwung ins Bett zu bringen. 

Zuerst gilt es für mich als Sexberaterin zu klären:

  1. Kennen die beiden ihren Körper und wissen sie, wie man sich Lust verschaffen kann? Dann ist schon viel gewonnen, denn man kann sich gar nicht vorstellen, wie viele Menschen weder sich noch ihre Lust kennen.
  2. Als Nächstes ist es wichtig Wünsche zu äußern, auch auf die Gefahr hin, dass der oder die andere erstmal überrascht ist. Wenn man es verbal nicht schafft, dann rate ich: „Schreibt euch Briefe!“. Oder legt ein gemeinsames Liebesbuch in der Wohnung aus, wo jede*r ehrlich und offen reinschreibt, was man besprechen möchte oder was man sich wünscht. Ohne dass das Geschriebene bewertet und abgewertet, sondern es als Anstoß für ein Gespräch genommen wird.

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Regeln für ein Liebesleben-Zwiegespräch

Zuhören ist aus meiner Erfahrung das Wichtigste. Die Regeln für so ein Zwiegespräch sind einfach: 1. Keine*r fällt dem oder der anderen ins Wort.

2. Jede*r hat die gleiche Redezeit.

3. Alle Handys auf Flugmodus.

4. Nicht beleidigend oder belächeln werden, sondern das Gehörte einfach mal zur Kenntnis nehmen. Wichtig ist, dass sich der Redende gehört und gesehen fühlt.

5. Und bitte keine Du-Botschaften senden, die dann dazu führen, dass sich der oder die andere rechtfertigen muss. 

Im Gespräch dann sagen, was einen verletzt hat oder was man sich wünscht im Liebesleben. Man muss dann sehr achtsam mit sich und der anderen Person sein. Nicht vorpreschen, sondern lieber innehalten. Dem Gegenüber wirklich zuhören. Ich persönlich vereinbare immer, wenn ich presche, dann soll man mir die „rote Karte“ zeigen. Das ist mein Signal, dann halte ich erstmal inne. Solche Signale muss man vorab in Ruhe besprechen. Da können wir viel aus SM-Beziehungen lernen, denn dort werden Verhaltensregeln genau und im Voraus definiert. 

Verhandeln Sie ihr Liebesleben!

Wenn beim Gespräch herauskommt,. der Mann wünscht sich mehr Sex, kann man erstmal über die Form reden. Reicht auch eine Berührung, ein Streicheln? Oder reicht es schon, wenn sie ihm beim Onanieren zuschaut und er das geil findet. Es gibt so viele Facetten, die man leben kann, bevor die Penetration stattfindet. Ich erkläre meinen Klient*innen auch immer wieder: Für mich fängt Sexualität schon beim Erzählen von Wünschen und Fantasien an. Auch Zuwendungen, also einfach mal nur zu geben und den anderen in den Schlaf zu streicheln, zähle ich schon in die Sexualität. 

Es gibt so viele Möglichkeiten sich wieder näherzukommen. Man kann beschließen, jede Woche darf eine*r einen Wunsch äußern, dann kann man nachfühlen, ob man sich das Gewünschte vorstellen kann. Die Woche darauf ist der oder die andere dann dran. 

Schluss mit Orgasmuswahn

Oder man liest sich bei einem Glas Rotwein tolle Bücher vor. „Vogelweide“ von Uwe Timm, James Baldwins „Giovannis Zimmer“ oder „Schreiben Sie mir, oder ich sterbe“ (Liebesbriefe berühmter Frauen und Männern herausgegeben von Petra Müller und Rainer Wieland). Große Literatur bringt uns in das miteinander Sprechen, aber bitte nicht „Fifty Shades of Grey“. 

Vergessen sie einfach mal für ein paar Tage Orgasmuswahn und Penetrationswahn. Einfach mal befummeln, lecken, knutschen und dann ganz satt nach dem Liebesspiel nebeneinander liegen. Nur stoppen, um Sekt und Sandwiche zu genießen. Und dann geht’s wieder weiter. Sex soll nichts haben von: Jetzt müssen wir fertig werden! Probieren sie auch ruhig mal Sextoys, weil die so dolle brummen – und es einen total abturnt (oder auch nicht). Vielleicht bringt es sie auch zum miteinander Lachen, denn Humor ist auch beim Sex großartig.

Spielregeln im Liebesleben klar besprechen

Bei speziellen Wünschen im Zwiegespräch gilt: Aussprechen, verhandeln, zuhören. Erst später geht man ins Gefühl. Er will in den Swingerclub? Zuhören! Und erst später in sich reinfühlen: Wie fühle ich mich dabei? Was sind meine Ängste? Oder was kommt da noch hoch in mir? Dann aussprechen und das Liebesleben verhandeln.

Im nächsten Schritt ist es wichtig, die Spielregeln klar zurren: Will er im Swingerclub mit anderen Frauen Sex haben? Darf sie dann mit anderen Männern Sex haben? Darf sie die Frauen für ihn und er die Männer für sie aussuchen? Oder geht man nur hin, um sich Appetit für Zuhause zu holen?

Reden Sie mehr miteinander über ihr Sexleben

Oder ein anderes Beispiel: Ein Dreier ist gewünscht. Wie sieht der konkret aus: 2 Männer mit 1 Frau? Oder 2 Frauen und 1 Mann? Wer sucht den Dritten aus? Ist Penetrationssex erlaubt? Darf sie das Sperma des anderen Mannes schlucken? Sollen die zwei Frauen Spaß haben und er guckt zu usw.? Sowas muss vorab besprochen werden, sonst wird es ein Trauerspiel. 

Aber egal das allerwichtigste ist: Sprecht mehr miteinander. Und das bitte nicht nur in der Corona-Krise.