BDSM für Anfänger:innen – Spaß am Spiel mit Gerte & Co.

Was ist BDSM überhaupt? Wie kann ich es ausprobieren? Erfahre hier alles Wissenswerte und lies unsere Spezialtipps zu BDSM für weibliche Anfänger.

BDSM für Anfänger:innen: So gelingt dir der Einstieg

Sommer 2011: Die ganze Welt spricht plötzlich über BDSM, übers Schlagen und Geschlagen-werden, über Sextoys und lustvolle Erniedrigung. Schuld ist der Roman „50 Shades of Grey”. Später sollte sich herausstellen, dass die Romantrilogie um Christian und Ana gar nicht so viel mit BDSM zu tun hat, dennoch wird mit dem Erscheinen des ersten Bandes klar: Das Interesse an BDSM-Spielen ist größer als gedacht. Vor allem bei Frauen.

Viele Jahre später ist der Hype um 50 Shades of Grey und BDSM immer noch da. Doch mit der steigenden Fülle an Informationen wird auch der Einstieg für Anfänger und Anfängerinnen immer schwieriger. Wie kann ich BDSM ausprobieren? Was brauche ich dafür alles? Was ist ein Safeword? Und wie kann ich meinem Partner von meinen Fantasien erzählen?

Was bedeutet überhaupt BDSM?

BDSM steht für „Bondage and Discipline”, „Dominance and Submission” und „Sadism and Masochism”. Im Volksmund ist BDSM besser bekannt als „Sadomaso” oder kurz „SM”. Die meisten Menschen verbinden damit harte Sexpraktiken, Peitschen, Fesseln und Outfits aus Lack und Leder. Auch wenn gewisses Equipment durchaus eine Rolle spielen kann, um die Wirkung von BDSM-Spielen zu verstärken, so ist der Einsatz von Hilfsmitteln kein Muss. Denn der Kern jeder BDSM-Aktivität ist ein so genanntes Machtgefälle. Heißt: Eine Person übernimmt die Kontrolle, die andere gibt sie ab. BDSM ist als Rollenspiel zu begreifen, das im Kopf beginnt und in dem je nach Vorliebe, verschiedene Aspekte ausgelebt werden.

Oft werden die Begriffe synonym verwendet. Tatsächlich können „Bondage and Discipline”, „Dominance and Submission” und „Sadism and Masochism” nicht getrennt voneinander betrachtet werden, dennoch wollen wir im Folgenden kurz erklären, was hinter den einzelnen Teilbereichen steckt.

Bondage

Beim Bondage geht es um Fesselpraktiken verschiedener Art, mit dem Ziel eine andere Person (teilweise) bewegungsunfähig zu machen. Für die gefesselte Person liegt der Reiz darin, ausgeliefert zu sein, während die fesselnde Person aus dem Gefühl, Macht über den anderen zu haben, einen Lustgewinn zieht. Zwar kommen gerade beim Bondage viele Hilfsmittel wie Seile, Handschellen oder Lederfesseln zum Einsatz, für den Anfang tun es aber auch Alltagsgegenstände wie zum Beispiel der Gürtel von einem Bademantel oder eine Krawatte.

Discipline

Unter Discipline versteht man die Ausführung von Züchtigungs- oder Erziehungsspielen mit Hilfe von Regeln, Strafen und Belohnungen. Discipline lässt sich am besten als eine Art Training begreifen. Statt jedoch Gewichte zu stemmen oder Rückhandtechniken zu wiederholen, geht es vielmehr darum, Tätigkeiten zu üben, die den Vorstellungen und Wünschen des dominanten Parts gerecht werden und dabei den eigenen Impulsen zu widerstehen.

Dominance und Submission

Hier sind wir wieder bei 50 Shades of Grey. In der Romanreihe möchte Christian mit seiner Ana eine so genannte Dom-Sub-Beziehung aufbauen, wodurch die Rollenbezeichnungen „Dom” für den ausführenden Part und „Sub” für den unterwürfigen Part auch über die Schlafzimmer eingefleischter BDSM-Fans hinaus Bekanntheit erlangten. Dominance und Submission betonen vor allem die psychische Komponente von BDSM, also die Bereitschaft Kontrolle abzugeben oder Kontrolle zu übernehmen. Ähnlich wie im Bereich Discipline geht es zwar darum, dass der unterwürfige Part den Vorstellungen und Wünschen des dominanten Parts gerecht wird, allerdings steht hier mehr das Dienen im Vordergrund.

Sadismus und Masochismus

„Sadism and Masochism” ist der wohl bekannteste Teilbereich von BDSM. Hier geht es um die Erotisierung von Schmerz zum Lustgewinn der Beteiligten. Während ein gestoßener Zeh von den meisten eher nicht als erotisch empfunden wird, können gezielt ausgeführte Arten der Schmerzzufügung wie etwa Schläge zu einem wahren Hormonrausch führen, den einige Menschen als erregend empfinden. Für den ausführenden Part liegt der Reiz wiederum darin, zu sehen, wie die Erregung der empfangenden Person im Laufe der Session zunimmt.

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Ja, ich will

Was muss ich als Einsteiger:in im BDSM beachten?

Wie oben schon erwähnt, geht es beim BDSM um Macht und darum, sich für eine gewisse Zeit in eine Rolle zu begeben. Was auf den ersten Blick nach Gewalt, Schmerz und Demütigung aussieht, setzt in Wahrheit Vertrauen und eine tiefe Verbundenheit zwischen den Beteiligten voraus. Sich innerhalb gewisser Rahmenbedingungen in die Hände eines anderen Menschen zu begeben und diesen gewähren zu lassen, kann für manche als Spiel sehr reizvoll sein. Ebenso wie das Gefühl, über einen anderen Menschen bestimmen zu können. Doch Vorsicht, hier wird es tricky.

Wünsche und Erwartungen

Denn damit das Spiel aus Macht und Unterwerfung nicht nach hinten los geht, ist Kommunikation das A und O. Zunächst gilt es, einen Rahmen festzulegen, innerhalb dessen das Spiel stattfinden kann. Konkret bedeutet das, dass beide Parts ihre Wünsche und Erwartungen klar formulieren, sowie ihre Grenzen benennen. Welche Praktiken sind auf gar keinen Fall gewünscht? Analsex? Spielzeuge? Dirty Talk? Fesseln ja oder nein? Beißen und Schläge? Wenn ja, wie fest und welche Körperstellen sind tabu?

Du siehst: Wenn du BDSM ausprobieren möchtest, muss es nicht gleich das Full-Package aus Schlagen, Fesseln und Knebeln sein. Du ganz allein legst die Intensität und die Grenzen fest, mit denen du dich wohlfühlst. Es gibt hier kein „Richtig” oder „Falsch” und auch kein „echtes” oder „unechtes” BDSM.

Theorie und Praxis

Schön und gut. Doch wie sieht das Ganze nun praktisch aus?

So weit die Theorie. Während die sechs Begriffe recht fachlich anmuten, sieht die Realität viel spielerischer aus. Genauso wie sich die sechs Bereiche nicht trennscharf voneinander abgrenzen lassen, genauso wenig lässt sich festlegen, wo „normaler” Sex aufhört und wo BDSM beginnt. Vielleicht habt ihr euch gegenseitig schon einmal leichte Klapse auf den Po gegeben und wünscht euch nun mehr?

Vielleicht hast du deinem Partner schon einmal die Augen verbunden und ihm befohlen, sich zurückzulehnen und zu genießen? Oder vielleicht habt ihr schon einmal ein erotisches Rollenspiel wie Lehrerin und Schüler, Arzt und Patientin, Chef und Sekretärin ausprobiert? Bei all diesen Szenarien geht es um ein Machtverhältnis, um ein „oben” und „unten”. Nun geht es darum, zu definieren, wie weit ihr noch gehen möchtet

Wünsche kommunizieren

Zuerst einmal ist es wichtig, dass du dir deiner eigenen Wünsche und Fantasien bewusst wirst und lernst, diese zu kommunizieren. Vielleicht hilft es dir, diese zunächst aufzuschreiben. Was fühlst du, wenn du deine eigenen Gedanken liest? Wie weit möchtest du dabei gehen? Welche dieser Fantasien findest du reizvoll, möchtest sie aber vielleicht lieber doch nicht im echten Leben ausprobieren? Was geht für dich überhaupt nicht? Gerade für Einsteiger:innen gilt: Stelle lieber zu viele als zu wenige Tabus auf. Ermutige deinen Partner, dasselbe zu tun und sprecht darüber.

Behutsam vortasten

Für Einsteiger:innen geeignete Praktiken sind leichte Fesselungen, Sinnesentzug – zum Beispiel mit einer Augenbinde – oder oben genannte Rollenspiele. Auch spielerische Befehle können für den Anfang sehr reizvoll sein, zum Beispiel indem du deinem Partner befiehlst, sich vor deinen Augen langsam auszuziehen oder sich selbst zu befriedigen, während du dabei nur zusiehst. Oder dein Partner weist dich an, die Hände für eine gewisse Zeit über den Kopf zu strecken und dir so ein Anfassverbot” zu erteilen, während er deinen Körper mit einem Eiswürfel verwöhnt. Die Möglichkeiten sind endlos und der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist nur, dass du dir Zeit lässt und BDSM als Spiel oder Reise verstehst. Tastet euch also langsam vor und entdeckt gemeinsam, was euch Spaß macht.

Das Safeword

Was hat es im BDSM mit dem berühmten Safeword auf sich?

Ob Einsteiger:in oder nicht: Wer sich schon einmal mit BDSM beschäftigt hat, der oder die hat sicher auch schon mal von dem Begriff „Safeword” gehört. Dabei handelt es sich um ein Wort, das vor Beginn einer BDSM-Aktivität vereinbart wird und den sofortigen Abbruch signalisiert, sollte sich ein Part mit den ausgeführten Handlungen nicht mehr wohlfühlen.

Wichtig: Unmissverständliche Wortwahl

Das Safeword sollte unmissverständlich und nicht zu kompliziert sein. Während Wörter wie „Nein” oder „Stop” normalerweise signalisieren, dass jemand mit einer Aktivität oder Handlung nicht einverstanden ist, können diese bei BDSM-Aktivitäten durchaus Teil des Spiels sein. Aus diesem Grund einigen sich die Beteiligten oft auf einen Begriff, der in ihrem sexuellen Kontext nicht vorkommt, wie etwa „Kaffeetasse” oder „Schwiegermutter”. In der BDSM-Szene beliebt ist auch das Ampelsystem, bei dem das Wort „Rot” den sofortigen Abbruch anzeigt und „Gelb” als so genanntes „Slowword” dient, um zu sagen: „bis hierhin und nicht weiter”.

Meist wird das Safeword als Instrument für den unterwürfigen Part gesehen. Doch das Safeword dient der ausführenden Person ebenso, wenn diese sich einer Situation nicht mehr wohlfühlt. Und keine Sorge: Ein ausgesprochenes Safeword bedeutet nicht, dass du oder die andere Person etwas falsch gemacht hat. Ganz im Gegenteil. Das Safeword ist extra dafür da, um ausgesprochen zu werden. Wer es nicht benutzt, riskiert, dass etwas schief geht. Wer es jedoch benutzt, hat BDSM verstanden.

Was gibt es als Anfänger:in noch über BDSM zu wissen?

Wer an BDSM denkt, dem oder der kommen unweigerlich auch gewisse Kleidungsstücke aus Lack und Leder oder samtene Halsbänder in den Sinn. Kleidung und Accessoires sind zwar überhaupt kein Muss, um BDSM auszuüben, tatsächlich haben sich aber innerhalb der BDSM-Szene gewisse Dresscodes etabliert. Diese können einerseits die ausgeübte Rolle unterstreichen, andererseits unter eingefleischten BDSM-Fans als Erkennungszeichen dienen. Ein Halsband mit einem Ring beispielsweise kann Unterwürfigkeit signalisieren oder anzeigen, dass man zu jemandem gehört. Etwas subtiler ist der sogenannte “Ring der O”, ein Fingerring mit einer Öse, der – je nachdem, auf welcher Seite er getragen wird – als Zeichen für Dominanz oder Submission getragen wird. Manche tragen ihn in der Öffentlichkeit, andere legen den Ring, das Halsband oder bestimmte Kleidungsstücke nur für die Dauer einer Session an, um sich besser in die Rolle zu begeben.

Parties und Stammtische

Möchtest du tiefer in die aktive BDSM-Szene einsteigen, so gibt es spezielle Parties und sogenannte Stammtische, auf denen sich die Interessierte zum Austausch treffen. Einsteiger:innen sind hier genauso willkommen wie alte Hasen. Und keine Angst, die Organisator:innen haben ein besonderes Auge auf Neulinge und achten darauf, dass keine:r belästigt wird.

Unser Tipp für den BDSM-Einstieg

Natürlich gibt es aber auch die Möglichkeit, sich zunächst online zu informieren und auf Wunsch auch zu vernetzen. Um sich im Dschungel der ganzen Begrifflichkeiten und Praktiken zurechtzufinden, sind vor allem der Podcast und das Magazin von Deviance zu empfehlen. Beide sind besonders anfängerfreundlich gestaltet. Neben einem Lexikon, das verschiedene Aspekte und Begriffe erklärt, findest du hier auch viele weitere hilfreiche Tipps für den Einstieg sowie Sicherheitshinweise und sonstige relevante Themen aus der bunten BDSM-Welt. Zum Beispiel, welche die besten Filme sind, wo die besten Parties stattfinden oder welche Songs perfekt zur Untermalung von BDSM-Sessions sind. Und nun viel Spaß auf deiner Reise!

Text: Marina Roesser

Bild: shutterstock.com / WAYHOME studio

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