
Sexueller bzw. BDSM-Fetisch: Erfahre hier alles Wissenswerte über beliebte Fetisch-Objekte und wie Fetischismus funktioniert.
Fetischismus: Eine kleine Begriffsklärung
„Fetische sind etwas Wunderbares. Sie malen Regenbögen in unser Leben.“ Von wem genau dieses Zitat stammt, ist zwar nicht geklärt, wer jedoch einen Fetisch hat, kann es mit Sicherheit bestätigen. Meist wird „Fetisch” oder „sexueller Fetischismus” in der Umgangssprache scherzhaft oder sogar abwertend verwendet, dabei deutet auch die Herkunft des Wortes darauf hin, dass es sich bei Fetischismus um etwas ganz Wunderbares handelt. Laut Wikipedia stammt „Fetisch” nämlich aus dem Portugiesischen („feitiço”) und bedeutet in etwa so viel wie „Zauber” beziehungsweise die Verehrung von Gegenständen, denen göttliche oder zauberhafte Eigenschaften zugeschrieben werden.
Sexueller oder BDSM-Fetisch vs. Schuhfetisch & Co.
Doch zurück zu unserem heutigen Sprachgebrauch: Wenn in der Umgangssprache von sexuellem Fetischismus die Rede ist, wird der Begriff gerne für jede Art von etwas speziellerer Neigung verwendet, sei es BDSM, Kinks oder nur die Vorliebe für bestimmte Dinge wie etwa schöne Unterwäsche oder Rollenspiele. Ist ja irgendwie auch ganz passend, denn fast jeder sexuellen Vorliebe wohnt ebenfalls ein gewisser Zauber inne.
Darüber hinaus jedoch begegnet uns der Begriff oft unbedarft und leichtfertig. Hat jemand viele Schuhe, sprechen wir gleich von einem Schuhfetisch, Menschen mit ausgeprägtem Ordnungssinn haben einen Ordnungsfetisch und so weiter. Auch wenn es erfreulich ist, dass der Fetischismus Eingang in unsere Alltagssprache gefunden hat, so wird eine solche Verwendung der Sache nicht gerecht.
Definition: Sexueller Fetischismus
Sexueller Fetischismus bezeichnet streng genommen nicht einfach nur sexuelle Vorlieben oder Neigungen, wie sie jeder Mensch hat, sondern die Fixierung auf bestimmte Gegenstände, Materialien oder Körperteile, die in der Regel nicht in einem sexuellen Kontext auftauchen oder die unabhängig von sexuellen Handlungen Erregung auslösen können. Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert den Begriff sogar nur als die sexuelle Lust auf Dinge.
Fetische funktionieren für sich allein
Oft wird der Begriff Fetisch auch synonym für BDSM verwendet. Zwar hat sich unter Fetischist:innen und BDSM-Fans eine gemeinsame Subkultur entwickelt und durch eine gewisse Offenheit finden sich auch viele Überschneidungen im Ausleben ihrer Sexualitäten, dennoch gibt es einen signifikanten Unterschied: Der Kern von BDSM-Aktivitäten ist ein Machtgefälle, für das es in der Regel mindestens eine andere Person braucht. Bei einem Fetisch jedoch ist ja gerade das Besondere, dass er komplett unabhängig von anderen Menschen existieren kann. Wer beispielsweise einen echten Schuhfetisch hat, dem oder der ist es egal, wessen Füße im Objekt der Begierde stecken. Oder ob überhaupt Füße drinstecken.
Typische Objekte
Welche Objekte sind typischerweise Ziele von Fetischismus?
Grundsätzlich kann alles ein Fetisch sein. Bemerkenswert ist, dass manche Fetische öfter vorkommen als andere. Am weitesten verbreitet sind solche, die an bestimmte Kleidungsstücke gebunden sind, wie etwa Schuhe, Strümpfe, Uniformen. Für viele spielt das Material eine große Rolle. Neben Latex und Leder stehen auch viele auf Seide, Nylon oder Pelz.
Prominente Fetischisten
Am bekanntesten ist wohl der Fußfetisch. Nicht zuletzt durch prominente Vertreter wie Quentin Tarantino oder Orlando Bloom, die sich sogar öffentlich zu ihrem Fetischismus bekennen. Zu einer gewissen Berühmtheit haben es Gegenstand- und Objekt-Fetische gebracht, bei denen sexuelle Erregung durch Ballons, Bäume, Maschinen, Radios, sogar ganze Bauwerke wie Brücken oder die Berliner Mauer ausgelöst wird.
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Unendliches Spektrum an Vorlieben
Auch ist nicht jeder Fetisch gleich. Nehmen wir zum Beispiel den Fußfetisch, kann sich die Vorliebe auf bestimmte Details konzentrieren wie etwa Zehen, Fußsohlen, Knöchel, Mittelfuß, Länge, Breite, Form oder welche Zehen welche Länge haben. Für andere wird der Fetisch erst durch Accessoires wie bestimmte Strümpfe, Schmuck oder Nagellack perfekt.
Wieder andere legen Wert auf den Geruch oder ein bestimmtes Erscheinungsbild und mögen saubere, gepflegte Füße, während es auch durchaus Anhänger:innen von intensivem Fußgeruch gibt. Manche mögen sogenannten Fußsex, wobei zwischen Stimulation mit dem ganzen nackten Fuß oder einzelnen Zehen unterschieden wird, andere ziehen ihre Erregung nur aus dem Betrachten oder der Berührung. Nicht zuletzt ist zu unterscheiden, ob der Fetisch aktiv oder passiv ausgelebt wird. Du siehst: Wie auch bei den gängigen sexuellen Vorlieben ist das Spektrum im Bereich der Fetische unendlich.
Was sind die Ursachen von sexuellem Fetischismus?
Wie genau sexueller Fetischismus entsteht, ist bis heute nicht geklärt, es existieren jedoch mehrere unvollständige Theorien. Beispielsweise wird von einigen Forscher:innen angenommen, dass grundsätzlich in jedem Menschen die Veranlagung zu einem Fetisch innewohnt, diese aber nur bei manchen durch eine Art Konditionierung aktiviert wird. Nämlich dann, wenn ein gewisser Schlüsselreiz und sexuelle Erregung im selben Moment zusammenfallen. Meist ist dies schon im Kindesalter der Fall. Folgt man jedoch dieser These, müssten viel mehr Menschen einen Fetisch entwickeln, die Diversität noch höher sein und das Vorkommen bei den Geschlechtern ausgeglichener. Statistisch gesehen jedoch haben Männer viel öfter einen Fetisch als Frauen.
Wann wird es ein Problem?
Auch wenn manche Fetische auf den ersten Blick befremdlich wirken, sind sie in der Regel harmlos. Zum Problem wird sexueller Fetischismus erst, wenn ein gewisser Leidensdruck entsteht. Heißt, wenn eine Person unter ihrem Fetisch leidet, weil er oder sie ohne das Objekt oder Material der Begierde keine sexuelle Lust mehr empfinden kann oder aufgrund des Fetisches finanzielle oder gesundheitliche Schwierigkeiten drohen.
Problematisch wird sexueller Fetischismus außerdem, wenn andere gegen ihren Willen mit diesem in Berührung gebracht – um nicht zu sagen belästigt – werden. Hier sind durchaus Parallelen zu Drogen-, Alkohol- oder Spielsucht zu erkennen. Nimmt der Fetischismus einen zwanghaften Charakter an oder kann eine Person ihr Verhalten nicht mehr kontrollieren, handelt es sich um eine krankhafte Störung, die möglicherweise behandlungsbedürftig ist.
Du fühlst Dich angesprochen?
Hilfe, ich glaube, ich habe einen Fetisch!
In der Regel jedoch ist sexueller Fetischismus nichts Schlimmes oder Problematisches, sondern als Erweiterung des sexuellen Spektrums zu verstehen. Und damit als etwas ganz Wunderbares. Sollte also der Gedanke an bestimmte Gegenstände, Materialien oder Körperteile bei dir das berühmte Kribbeln auslösen, brauchst du keine Scheu haben, diesem Gefühl nachzuspüren. Ganz im Gegenteil: Vielleicht erwartet dich ein ganz besonderer Zauber oder Regenbogen.
Hat Dein Partner hat einen sexuellen Fetisch?
Ähnlich verhält es sich, wenn sich möglicherweise dein Partner mit einer bestimmten Fantasie an dich wendet. Allein diese zu äußern, ist für viele eine große Überwindung. Ablehnung oder Unverständnis sind hier fehl am Platz. Stattdessen kannst du ihn oder sie unterstützen, indem du aufmerksam zuhörst, interessierte Fragen stellst und dich aktiv informierst.
Gute Anlaufstellen sind zum Beispiel der Podcast und das Magazin von Deviance, welches anfängerfreundlich über verschiedene Begrifflichkeiten und Arten von Fetischen aufklärt. Über die WebApp kannst du außerdem mit Gleichgesinnten in Kontakt treten. Daneben finden in fast jeder größeren Stadt Fetisch-Parties und sogenannte Stammtische zum gemeinsamen Austausch statt.
Ob Anfänger:in oder langjährige:r Fetischist:in: Jede:r ist willkommen und wird von der Community wärmstens empfangen. Angst vor Belästigung musst du hier nicht haben, denn die Organisator:innen haben ein besonderes Auge auf Neulinge, immer ein offenes Ohr und unterstützen dich auf deiner Entdeckungsreise. Nur Mut!
Text: Marina Roesser
Bild: shutterstock.com / Tattoboo
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