In vielen Langzeitbeziehungen gibt es immer wieder Phasen der Lustlosigkeit. Gerade in den ersten 3 Jahren mit Kind oder die ersten 6 Monate in einem neuen Job, dann steht einem nicht der Sinn nach Sex. Gut, dass es viel mehr als sexuelle Intimität gibt.

Alle Menschen wünschen sich Nähe, Verbindung, Geborgenheit und Zugehörigkeit – gerade in ihrer Partnerschaft. Leider glaube immer noch viel zu viele, dass sich das nur über Sex herstellen lässt – und verpassen das Wesentliche.

Denn Sex ist nur eine von 17 Arten der Intimität. Bröckelt diese eine Säule durch Stress, Belastungen, Krisen oder Veränderungen weg, dann wird es im Beziehungsalltag schwer. Doch es gibt Hoffnung: Je mehr Arten von Intimität man in seiner Beziehung lebt, desto inniger und freudvoller, aber vor allem stabiler und erfüllender wird sie.

Was ist Intimität?

Intimität ist ein Zustand, der emotionale oder physische Nähe zwischen (zwei) Menschen erzeugt. Oft ist uns gar nicht bewusst, dass es verschiedene Arten von Intimität gibt. Hier einige Beispiele:

  • Sein Herz zu öffnen und den anderen ganz tief in seine Seele blicken zu lassen, ist sehr intim.
  • Gemeinsam etwas Kreatives erschaffen, ist ein Akt der Intimität
  • Sich intellektuell mit dem anderen intensiv zu verbinden, kann eine intime Handlung sein.

Warum sind mir verschiedene Arten von Intimität wichtig?

Als ich mir die folgende Liste der 17 Arten von Intimität angesehen habe, habe ich folgendes festgestellt: Im Lauf meiner 15-jährigen Partnerschaft haben wir viele Arten von Intimität entwickelt, wie spirituelle, körperliche oder kommunikative (dazu weiter unten mehr).

Gerade in Krisenzeiten wie Geldsorgen, Burnout oder Lustlosigkeit hat uns das als Paar zusammengehalten. Aktuell sprechen wir viel darüber, dass wir noch in einem Bereich der Intimität besser werden wollen, nämlich erfahrungsbezogener Intimität.

Denn je mehr Arten von Intimität deine Beziehung, aber auch dein Leben kennt, desto besser geht es dir im wir.

Die fünf wichtigsten Arten der Intimität

Es gibt fünf Arten von Intimität, die in einer Beziehung besonders wichtig sind:

  • emotional
  • intellektuell
  • spirituell
  • erfahrungsbezogen
  • körperlich

Die meisten Menschen sind sich vor allem der körperlichen Ebene bewusst. Und setzen sie mit Sex gleich. Nicht umsonst heißen die Geschlechtsorgane schließlich „Intimzone“.

Das wird aber oft zum Problem in Paarbeziehungen. Viele meiner Kundinnen wünschen sich nämlich körperliche Intimität – aber keinen Sex. Lasst uns mal näher beleuchten, was damit gemeint ist.

1. Körperliche Intimität

Hier geht es um körperliche Verbindung und die umfasst alle Arten von Nähe und Berührung. Wichtig ist, zwischen körperlicher und sexueller Intimität zu unterscheiden. Sex ist quasi eine Untergruppe von Körperlichkeit.

Sexuelle Intimität

Bei sexueller Intimität geht es um die Genitalien, um Petting oder um Penetration. Es geht um Verlangen, Lust, sexuelle Leidenschaft, aber auch um Begierde, sich also zu jemand körperlich hingezogen zu fühlen. Man will quasi mit dem anderen körperlich verschmelzen.

Für Sex ist übrigens emotionale Intimität nicht notwendig. Studien zeigen aber, dass gerade Frauen mehr Lust empfinden, je höher die emotionale Intimität ist.

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Ja, ich will

Körperliche Intimität

Bei der körperlichen Intimität geht es um die Verbindung zweier Körper. Interessanterweise wird diese Intimitätsart oft in langjährigen Partnerschaften übersehen.

Wichtig ist, dass die körperliche Nähe nicht als Vorstufe zum Sex benutzt wird. Frauen haben einen feinen Radar dafür und spüren die versteckte Intention sofort.

So geht’s:

Ihr könnt euch einander mit kleinen körperlichen Gesten zuwenden. Ich nenne das „Micro Love“ (mehr dazu lest ihr hier). Sich über den Tag hinweg am Arm, dem Rücken oder der Schulter zu berühren. Sich zu umarmen und länger zu halten. Wichtig dabei ist, die Zärtlichkeiten wirklich mit voller Aufmerksamkeit zu machen und nicht so ein verhuschtes Bussi auf die Backe zu schmatzen.

Auf dem Sofa aneinander gekuschelt Bücher lesen, sich einen richtigen Kuss zu geben, der über eine Minute geht u.v.m. Diese kleinen Micro Loves sind das Humus, auf dem eure Liebe (und Leidenschaft) gedeihen kann. Also pflegt und hegt sie ordentlich.

2. Emotionale Intimität

Das ist eine Intimität, die in meiner Beziehung sehr stark ausgeprägt ist. Wir sprechen viel über unsere Emotionen, teilen unsere Empfindungen, freuen und feiern uns, loben uns, sagen uns, wie sehr wir uns lieben und was wir toll aneinander finden. Die emotionale Intimität ist enorm wichtig in jeder Beziehung. Sie ist sozusagen die Basis.

Lies hier mehr dazu, was eine gute Partnerschaft ausmacht.

So geht’s:

Damit diese emotionale Nähe entstehen kann, schenkt euch regelmäßig Paarzeit. Vielleicht ein Frühstück oder ein Spaziergang am Wochenende, wo ihr euch tief austauschen könnt. Hört zu, freut euch mit, fühlt mit und fragt nach.

3. Intellektuelle Intimität

Ihr tauscht gerne und oft eure Gedanken, Ansichten und Einsichten aus – ohne Verurteilung. Dabei müsst ihr nicht immer einer Meinung sein, ihr seid jedoch wertfrei an der Meinung des anderen interessiert und genießt den Austausch, wie einen guten Rotwein.

So geht’s:

Da mein Mann und ich beide Coaches sind, tauschen wir uns viel über Psychologie aus. Wir lernen voneinander, diskutieren verschiedene Ansichten oder Aspekte.

Ihr könnt das auch bei politischen oder philosophischen Themen machen, genauso wie über eine Dokumentation oder einen Film, den ihr zusammen gesehen habt. Dabei geht es nicht um „richtig“ oder „falsch“ oder darum eine Debatte „zu gewinnen“, sondern darum, wohlwollend, neugierig und offen in den Kopf des anderen zu blicken.

4. Spirituelle Intimität

Hier geht es weniger um Religion, sondern um die Weltanschauung, also den Sinn des Lebens, die nicht greifbaren Dinge, universelle Gesetze oder moralische Fragen.

Ein Beispiel gefällig? Mein Mann ist in einer religiösen Sekte aufgewachsen und inzwischen Atheist, ich lebe eine bodenständige Spiritualität. Unsere Weltanschauungen könnten nicht weiter auseinander liegen, das macht den Austausch für uns beide sehr wertvoll.

So geht’s:

Tausche dich über deinen Glauben aus. Besprecht eure moralischen, religiösen und spirituellen Anschauungen. Seid neugierig auf die Sicht des anderen und genießt den intimen Einblick.

5. Erfahrungsbezogene Intimität.

Bei dieser Form der Intimität geht es darum, Dinge gemeinsam zu erleben. Diese Art wird oft auch „experimentelle“ oder „soziale“ Intimität genannt. Jeder von euch hat bestimmt eigene Hobbys und Freund:innen, doch jetzt geht es um gemeinsame Erlebnisse, die verbinden. (Das ist übrigens etwas, das wir uns mehr in unsere Beziehung wünschen).

So geht’s:

Das kann eine gemeinsame Aktivität sein wie ein Tanzkurs, ein gemeinsames Interesse wie Fotografie oder gotische Kirchen. Bei der sozialen Intimität erlebt ihr zusammen etwas Neues und Verbindendes. Am besten lasst ihr dabei eure Handys auf Flugmodus und genießt voll und ganz, was ihr gerade zusammen erlebt.

Welche anderen 12 Arten von Intimität gibt es noch?

6. Kommunikation

Ihr redet gerne miteinander und kommuniziert intensiv. Am besten funktioniert das, wenn ihr „aktives Zuhören“ praktiziert und viele Fragen stellt, um den anderen noch besser zu verstehen.

7. Arbeit

Gerade Paare, die zusammen eine Firma haben, erleben viel Nähe und Verbindendes über dieses Thema. Diese Intimität funktioniert natürlich auch, wenn ihr in der gleichen Firma arbeitet oder auch wenn es ein gemeinsames Großprojekt gibt. Das kann der Hausbau sein, die Renovierung der Ferienwohnung oder der Umbau eines Wohnmobils.

8. Konflikte

Wenn ihr eine Konflikt-Intimität pflegt, dann geht ihr mit Streiten auf eine gesunde Art und Weise um. Ihr nutzt diese Intimität, um alte Wunden zu heilen oder euren Partner besser kennenzulernen. Ihr streitet nicht gegeneinander, sondern findet zusammen Lösungen für Probleme. Diese gesunde Konfliktkultur stärkt eure Beziehung.

Lies mehr zu: So redet ihr – ohne zu streiten

9. Ästhetik

Ihr liebt Musik, Kunst, Kultur und das schöne Leben. Wenn ihr z. B. einen Song hört, der euch tief bewegt, dann teilt ihr das Lied mit eurem Partner. Er oder sie versteht und sieht sofort die Schönheit darin und ihr fühlt euch tief verbunden.

10. Kreativität

Ihr kreiert zusammen. Ihr könnt DJs sein, die zusammen auflegen oder ihr kocht gerne miteinander. Kurzum: ihr genießt es zutiefst zusammen in einem kreativen Schöpfungsprozess zu sein.

11. Verpflichtungen

Stichwort: Zukunftspläne schmieden. Das kann der Hausbau, die Gründung einer Familie, aber auch eine mehrmonatige Auszeit in Australien sein. Zukunftsvisionen schweißen enorm zusammen und helfen auch längere Durststrecken zusammen zu überstehen.

12. Krisen

Wenn die Welt zusammenstürzt, steht dein Partner an deiner Seite und unterstützt dich. Das kann ein Burnout sein, eine körperliche Erkrankung, der Tod eines lieben Menschen oder eine Kündigung. Zusammen seid ihr stark – selbst wenn einer schwach ist.

13. Seele

„Seelenverwandtschaft“, „Soulmates“ oder „Soultwins“. Damit ist gemeint, dass sich zwei Seelen zueinander hingezogen fühlen. Sie haben einen „Seelenvertrag“ geschlossen, um sich in diesem Leben zu finden und dabei zu unterstützen, ihr höchstes Potenzial zu entfalten.

14. Selbst/Ich

Das ist eine ganz wichtige Form der Intimität. Hier geht es darum, sich selbst auf einem ganz tiefen Level zu kennen: seine Wünsche, seine Bedürfnisse, seine Begierden, seine Vorlieben, seine Limitierungen und Grenzen.

Gerade Menschen, die eine tiefe Intimität mit sich selbst haben, leben gesunde, stabile Beziehungen.

Hinweis:

Solltest du einen Mangel an Intimität in deiner Beziehung beklagen, lohnt es, zu schauen, wie es um deine Selbst-Intimität bestellt ist.

15. Verletzlichkeit

Wenn bei einem Workshop, einer Hochzeit oder einer Beerdigung jemand zu weinen anfängt, dann fühlen wir uns mit dieser Person verbunden. Ihre Verletzlichkeit stellt eine Intimität her, denn die Person lässt tief in ihr Herz blicken.

16. Gemeinschaften

Communitys haben oft die gleichen Ziele, Werte und Visionen. Man kann diese Intimität bei Fußballvereinen genauso spüren wie beim Oktoberfest oder auf Festivals.

17. Übergeordnetes

Das kann ein „Sinn“ (Purpose) sein, etwa eine CO₂-neutrale Firma zu kreieren. Das kann ein „Ziel“ sein, etwa ein Fundraising für ein Obdachlosenheim zu initiieren oder eine „Krise“ sein, etwa bei einem Buschfeuer, einem Bahnunglück oder einer anderen Katastrophe. Übergeordnete Intimität kann kurzfristig, aber auch langfristig für Nähe und Verbindung zwischen Menschen sorgen.

Intimität außerhalb der Partnerschaft

Gerade bei den letzten Intimitätsarten wird deutlich, dass Intimität nicht nur „romantische“ Beziehungen vorbehalten ist. Intimität kann überall entstehen, wo es Verbindung zwischen Menschen gibt. Auf der Arbeit, im Sportverein, selbst in Krisensituationen.

Das heißt auch in jeder Freundschaft, Kolleg:innenschaft oder Bekanntschaft kann eine Form von Intimität entstehen. Je mehr Formen wir in unserem Leben erleben, vielleicht sogar aufgeteilt auf unterschiedliche Personen und Gruppen, desto erfüllter sind wir.

Fragen an dich:

  • Welche Formen lebst du?
  • Und mit wem?
  • Welche Arten von Intimitäten wünschst du dir noch?
  • Und was kannst du jetzt aktiv tun, um sie zu starten?

Was braucht Intimität eigentlich?

Wir haben viel darüber gesprochen, welche Arten von Intimität es gibt, doch eine wichtige Frage bleibt noch offen: Was braucht Intimität, damit sie stattfinden kann?

Sie braucht:

  • Vertrauen
  • Akzeptanz
  • Ehrlichkeit, Offenheit
  • Hingabe
  • Sicherheit
  • Zuneigung, Mitgefühl, Wertschätzung
  • Kommunikation
  • Zeit

All diese Faktoren verstärken das Gefühl von Verbindung, von Nähe, von Miteinander und damit von Intimität.

Intimität passiert nicht einfach zufällig, sie entwickelt sich mit der Zeit. Sie braucht Energie, Mut, Taten und wächst mit den Tagen, Monaten und Jahren. Das Investment lohnt sich, denn Intimität kann dich und deine Beziehung auf ein ganz neues Level heben – und in Zeiten von z. B. Lustlosigkeit trotzdem als ein starkes Band zwischen euch wirken.

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