Sex erschien mir als der Sprung vom 10-Meter-Brett. Aus Furcht vor Überforderung oder Blamage habe ich mich nicht getraut. Doch jetzt habe ich einen Zwischenschritt in meiner Partnerschaft etabliert: die „Body Time“. Die ist ideal für Wiedereinsteigerinnen und um intim zu sein – ohne Sex.

Gerade auf körperlicher Ebene ist es oft schwer, in Kontakt zu bleiben. Oder wieder in sexuellen Kontakt zu kommen. Ich kann wahrlich ein Lied davon singen. Nach der Geburt unserer Tochter war Sex, Lust, Verlangen, Loslassen ein Buch mit sieben Siegeln für mich.

Ich war so überfordert, ängstlich und verunsichert, als müsste ich von einem 10-Meter-Brett ins Schwimmbecken springen. Kein Wunder, dass es zum Liebesakt gar nicht mehr gekommen ist.

Wie mir geht es vielen meiner Coachees:

„Ich will meinen Mann fühlen, aber Sex ist mir zu anstrengend.“

„Ich kann nicht loslassen beim Sex. Mein Kopf schaltet sich immer an.“

„Mein Körper hat sich verändert und ich fühle mich nackt nicht mehr wohl.“

„Nach der Geburt ist alles anders und ich brauche Sex gar nicht mehr.“

Intimität statt Wartungssex

Doch so einfach auf Sex zu verzichten, geht oft nicht. Schließlich ist da noch der Partner – und der hat häufig doch noch Lust auf Liebemachen. Wie also mit dem Ungleichgewicht umgehen?

Was man auf gar keinen Fall tun sollte: Charity Sex oder Wartungssex. Also sich überreden, intim zu sein, obwohl man keine Lust darauf hat. Das verstärkt langfristig nur die Lustlosigkeit. Warum das so ist, kannst du hier nachlesen.

Viel besser ist es, eine andere Art der Intimität zu stärken. Wir glauben, dass körperliche Intimität immer nur Sex ist. Das ist aber falsch. Es gibt einen Unterschied zwischen körperlicher und sexueller Intimität und den kann man sich zu nutzen machen. (Es gibt übrigens 17 Arten von Intimität, welche das sind, kannst du HIER herausfinden, um sie in deiner Partnerschaft zu nutzen.). So klappt dann auch intim sein – ohne Sex zu haben.

Einen sicheren Raum schaffen: ohne Sex

Mein Tipp, mit dem ich gute Erfahrungen bei meinen Klientinnen mache: Schafft euch Räume, wo ihr körperlich intim seid könnt, aber ohne Sex.

Das muss ganz klar sein. Kein Sex!

Frauen riechen Sex. Wir haben aufgrund unserer Geschichte, wo wir uns häufig vor sexuellen Übergriffen wehren mussten, ganz sensible Antennen. Wir sind wie ein Seismograf und spüren sofort, wenn jemand etwas Sexuelles von uns will. Auch, wenn die Person ihr Partner ist.

Ist das nur der Hauch von „Ich will mit dir schlafen“, dann machen wir zu. Gerade wenn eh schon Lustlosigkeit vorherrscht, dann will man nicht Erwartungen wecken, „Nein“ sagen müssen, enttäuschen, ein schlechtes Gewissen haben, den Raum für Vorwürfe öffnen etc.

Von daher ist es wichtig einen wirklichen „Schutzraum“ zu schaffen, wo man intim sein kann – ohne Sex, Druck, Zwang und Erwartungen. So ein Raum wirkt wahre Libido-Wundern.

Die Drängel-Dynamik als Lust-Killer

Oft ist der Sprung zu „Sex“ zu groß. Es gibt aber schon den Wunsch nach kuscheln, knutschen und vielleicht sogar fummeln. Aber ohne Druck, Erwartung und Pflicht.

Weil es in lustlosen Beziehungen aber oft eine „Drängel-Dynamik“ herrscht, findet einfach gar nichts mehr statt. Mit „Drängel-Dynamik“ meine ich, dass ein Partner Sex möchte und den anderen dazu drängt. Entweder indem er oder sie wieder und wieder darum bittet oder mit Vorwürfen und dem anderen ein schlechtes Gewissen macht.

Willst du endlich wieder Traumsex erleben?


In meinem wöchentlichen LUSTLETTER erfährst du Tricks & Tipps, um endlich (wieder) den Sex zu erleben, von dem du nicht genug kriegen kannst. Selbst mit Familie, Kindern und Care-Arbeit. Und du bist immer up to date bei den neuesten Blogartikeln, Workshops und Produkt-Empfehlungen.


Ja, ich will

Es ist klar, dass derjenige, der mehr Lust hat, auch leidet. Stell dir vor, es gäbe aber einen Bereich, wo ihr euch in der Mitte treffen könnt – ohne Drängeln. Der Lustvollere muss sich hier zurücknehmen und der Lustlosere einen Schritt nach vorne machen. Es ist ein Kompromiss, aus dem mit der Zeit aber vielleicht mehr wachsen kann. So könnt ihr intim sein – ohne Sex zu haben. Ein toller Anfang. Es gibt 3. Level:

1 Level: Micro Love

Wenn wir frisch verliebt sind, bersten wir vor „Micro Love“: ein Kuss hier, eine Umarmung dort, eine liebe SMS, ein kleines Geschenk, eine schöne Aufmerksamkeit, lobende Worte.

Gerade in Langzeitbeziehungen gehen diese kleinen Zuwendungen verloren. Dabei ist „Micro Love“ der stärkste (Liebes-)Kitt jeder Beziehung!

Was eine gute Beziehung ausmacht, kannst du hier lesen

Worauf bei Micro Love achten

Lasst die kleinen Dinge in eurem Alltag wieder aufleben. Statt eines flüchtigen Bussis am Morgen, stellt euch voreinander hin, sodass sich eure Becken berühren und küsst euch. Lasst den Kuss weich, innig und intim sein und ruhig ein paar Minuten dauern.

Wichtig dabei: Der Kuss passiert ohne Hintergedanken! Und spart euch auch Kommentare wie „Ich freue mich auf mehr“ oder „Später gibt’s Nachschlag“.

Micro-Love-Inspirationen:

  • Statt eines flüchtigen Bussis auf die Wange, gebt euch einen Kuss auf den Mund.
  • Lasst den Kuss 30 Sekunden dauern und genießt die weichen Lippen.
  • Selbst wenn die Kinder „iiiiiigit“ schreien
  • Küsst euch am Morgen zur Begrüßung und haltet euch dabei 30 Sekunden fest.
  • Schaut, dass auch euer Becken nah beieinander sind und
  • dass ihr euch voll zugewandt seid.
  • Küsst euch genauso innig, wenn ihr euch abends wiederseht.
  • Nehmt euch immer wieder in den Arm und haltet euch fest.
  • Krault euch, streichelt euch über den Kopf und den Rücken.
  • Legt die Hand auf den Rücken, den Arm, haltet Händchen
  • Lobt euch
  • Bedankt euch für Unterstützung. Nehmt nichts für selbstverständlich.
  • Seid dankbar für das Wirken des anderen – und sagt es.
  • Schreibt eine kleine SMS und sagt „Danke, dass du heute … getan hast.“
  • Bringt Blumen mit oder den Lieblingswhiskey. Kleine Geschenke und Aufmerksamkeiten sind so schön.
  • Steckt einen Zettel mit einer Liebesbotschaft ins Portemonnaie, Buch oder klebt ihn an den Kühlschrank.

2 Level: Body Time

Oft ist es ein ganz schöner Sprung, wieder Sex zu haben. „Body Time“ kann da eine tolle Zwischenlösung sein. In dieser Zeit geht es darum, dass ihr euch körperlich näherkommt. Die „Body Time“ kann euch helfen, nicht gleich vom 10 Meter Sex-Brett zu springen. Ihr habt mit „Micro Love“ quasi euer 1-Meter-Brett, erfolgreich im Alltag integriert. Nun könnt ihr jetzt mit „Body Time“ den nächsten Schritt wagen: das 3-Meter-Brett.

Worauf ist zu achten?

ACHTUNG: auch hier gilt: no Sex. Ihr wollt den anspringenden Motor ja nicht gleich wieder abwürgen, oder? Denkt daran, sobald der Lustlosere Druck oder Erwartungshaltung spürt, geht der Vorhang wieder zu.

Manchmal hilft es ein Codewort auszumachen, wenn es für einen zu hot wird. Oder eine Ampel (hier erfährst du, wie dir dieses BDSM-Tool bei der Kommunikation hilft). Der Lustvollere kann sich auch vorher selbst befriedigen, um den Druck rauszunehmen. Oder danach. Hauptsache es kommt kein Gefühl von Erwartungshaltung oder Enttäuschung auf.

Wann hilft Body Time?

  • Gerade wenn es eine Phase des Dornröschenschlafs gab.
  • Wenn der Sex als nicht passend oder nährend genug empfunden wird
  • Wenn der eine mehr Lust hat als der andere, es also ein Lust-Ungleichgewicht gibt
  • Wenn man nicht sicher ist, ob man Sex möchte, aber offen ist, es auszuprobieren
  • Body Time kann es natürlich immer wieder mal zusätzlich zum Sex geben.
  • In stressigen Phasen kann es vielleicht nur Body Time geben, bis ihr wieder mehr Kapazitäten habt.
  • Body Time kann als Vorspiel zum Sex passieren. Entweder wirklich davor oder auch mit zeitlicher Versetzung.

Wie geht Body Time?

  • Nehmt euch dafür Zeit
  • Schaut, dass weder Handy, Kinder, Hund oder Katze euch stören können
  • In dieser Zeit wird es körperlich
  • Es soll KEIN Sex passieren
  • Eure Körper und ihr gewöhnen sich lediglich wieder aneinander
  • Ihr gewinnt körperliches Vertrauen zueinander

Body-Time-Inspirationen

  • Sich innig und leidenschaftlich küssen
  • Sich massieren: Nacken, Füße, Rücken
  • 20 Minuten nackt ineinander verschlungen im Bett liegen und miteinander plaudern. Falls ihr plötzlich zu gähnen anfängt: Super! Jetzt entspannt euer Nervensystem und geht in den Chill-Mode
  • Nackt nebeneinander liegen und sich streicheln.
  • In Löffelstellung einschlafen. Wer das abends nicht so gerne möchte: 5–10 Minuten reichen
  • In Löffelstellung zu liegen, bevor man aufsteht. Auch hier gilt: 5–10 Minuten reichen.
  • Wer schon körperlich überreizt ist, weil man z. B. stillt, das Kind trägt oder bekuschelt: Beim Schlafen können sich auch nur die Füße berühren, oder ihr könnt zum Einschlafen Händchen halten

3 Level: Sex

Wenn körperliche Intimität zwischen Partner wieder gelebt werden kann, steigt die Chance, dass ihr zu Level 3 kommt: Sex. Doch hier gilt vor allem: keine Stress. Geht es ruhig langsam an. Wenn ihr gerade wieder zum Joggen anfangt, dann lauft ihr ja auch nicht gleich einen Marathon.

Außerdem hilft es, wenn ihr euch „Fehlerfreundlichkeit“ erlaubt. Ihr seid aus der Übung. Ihr dürft mit Neugierde, Spielfreude und Experimentiertrieb an die Sache ran gehen. Fehler sind da, um besprochen zu werden (als Hilfestellung: So redet ihr über Sex – ohne zu streiten) und gemeinsame Lösungen zu finden. Es geht weniger um Kompromisse als viel mehr um Kooperation.

Aber vielleicht seit ihr auch happy mit: intim sein – ohne Sex. Dann ist das auch völlig in Ordnung.