Vagina

Wunderwerk Vagina: Erfahre hier, was alles zur Vulvina gehört und was sie leistet. Außerdem: Welche Mythen widerlegt sind und welche neuen Fakten es gibt.

Deine Vagina, das unbekannte Wesen

Die weibliche Intimzone scheint für manche immer noch ein Buch mit sieben Siegeln zu sein. Oder kannst du aus dem Stand den Unterschied zwischen Vulva und Vagina, Hymen und Harnröhre oder Uterus und Urethra erklären? Dafür, dass jedes menschliche Leben irgendwie mit den weiblichen Genitalien zu tun hat, wissen viele noch erstaunlich wenig Genaues darüber. Und am allerwenigsten wir Frauen selbst. Dabei können wir wahrhaft stolz auf dieses Wunderwerk sein! Zeit, sich mal ausführlich dem Thema zu widmen.

Vulva und Vagina sind wunderbar! Aber was ist wo?

Eine Sache vorneweg: Vulva und Vagina sind nicht das Gleiche! Aber der Unterschied ist schnell erklärt: Alles, was wir von außen sehen können, ist die Vulva. Sie besteht aus dem Venushügel, der Klitorisperle, den äußeren und inneren Vulvalippen (man sagt nicht mehr Schamlippen!), dem Harnröhrenausgang mit dem Vaginavorhof und dem Eingang in die Vagina selbst. Vulva und Vagina zusammen bezeichnet man heute auch als „Vulvina“. Es lohnt sich übrigens wirklich, einmal einen Spiegel in die Hand zu nehmen und die Schönheit unserer Vulvina ausgiebig zu bewundern, da uns meistens von Kindesbeinen an beigebracht wird, dieses „da unten“ schambehaftet zu ignorieren. Dabei kann sie die tollsten Gefühle in uns hervorlocken und auch die Vagina steht ihr da in nichts nach.

Die Vagina ist ein Muskelschlauch

Als Vagina bezeichnet man den Muskelschlauch, der hinter dem Vaginaeingang beginnt und dann etwa 8 bis 10 Zentimeter in den Körper führt, bevor er mit dem Gebärmutterhals, der Zervix endet. Ab dem Gebärmutterhals beginnt das Reich des Uterus, der sich in seinem Zyklus von etwa 28 Tagen runderneuert, sofern keine Eizelle darin befruchtet wurde und das Menstruationsblut durch den Gebärmutterhals und die Vagina aus dem Körper transportiert. Falls du das Wort Scham hier vermisst: Das verschwindet ein Glück gerade aus dem Sprachgebrauch. Denn wofür sollten wir uns auch schämen? Jede Vulvina sieht anders aus, ist wichtig und wunderbar!

Mythen und unbekannte Fakten

Die G-Fläche

An der Oberseite der Vagina kann man etwa 2-3 Zentimeter hinter dem Eingang mit dem Finger eine etwas raue Zone spüren – das ist die sagenumwobene G-Fläche, um die sich viele Geschichten ranken von intensiven Orgasmen bis hin zum Squirten. Die Wissenschaftswelt streitet sich da noch, aber Fakt ist: Dahinter verbirgt sich die weibliche Prostata, die sich um die Harnröhre schmiegt, und viele Frauen mögen es, dort stimuliert zu werden.

Mythos Jungfernhäutchen

Um den Eingang der Vagina säumt sich ein mehr oder weniger ausgeprägtes Schleimhautkränzchen, die vaginale Korona oder auch Hymen, die fälschlicherweise früher als Jungfernhäutchen bezeichnet wurde. Hier können wir gleich mit einem weiteren Quatsch aufräumen: Es gibt kein Häutchen, was nur Jungfrauen haben! Und es ist kein „Frischesiegel“ dafür, ob eine Frau bereits Bekanntschaft mit einem Penis gemacht hat oder nicht. Es ist bei jeder Frau unterschiedlich groß und geformt, bei manchen Frauen ist es schlichtweg fast gar nicht vorhanden und andere wiederum haben bei der Geburt sogar eine komplett verschlossene Hymen, das dann meistens medizinisch geöffnet wird, damit Menstruationsblut und Ausfluss austreten können.

Auch Frauen können ejakulieren!

Und wo wir schon bei Flüssigkeiten sind: Wusstest du, dass auch Frauen ejakulieren können? Neben der Harnröhrenöffnung und nahe des Hymen befinden sich die Skene-Drüsen, die beim Orgasmus ein dünnflüssiges Sekret absondern. Voilà, Ejakulat!

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Wunderwerk Vagina

Auf Duftstoffe und Chemie reagiert die Vagina allergisch. Die empfindlichen Schleimhäute in ihrem Inneren haben einen ausgeklügelten Sicherheitsdienst aus Milchsäurebakterien und einem niedrigen pH-Wert, der fremde Keime daran hindern soll, in die Gebärmutter hochzuwandern. Alles, was der Körper nicht mehr braucht, wie etwa abgestorbene Hautzellen oder die bei der Menstruation abgestoßene Gebärmutterschleimhaut oder was raus soll (dazu gehören neben Krankheitserregern auch Ejakulat und Gleitgel etc.), wird durch den Ausfluss ausgeschieden.

Indikator für Infektionen und Co.

Und der ist ein guter Indikator dafür, wenn etwas nicht rund läuft und wir uns eine bakterielle Infektion, einen Pilz oder sexuell übertragbare Krankheit geholt haben: Riecht es anders als sonst oder hat eine ungewöhnliche Farbe, brennt es, juckt es oder tut weh? Dann nichts wie ab in die nächste gynäkologische Praxis! Vulva und Vagina machen zwar viel mit, aber bei einigen Sachen verstehen sie keinen Spaß: Seife, Duschgel, Deo, parfümierte Cremes und Plastikslipeinlagen oder billiges Gleitgel mögen sie gar nicht.

Allergische Reaktionen auf unerwünschte Stoffe

Auch auf manche Kondome mit Geschmack, Plastikunterwäsche oder billiges Sexspielzeug aus Jelly oder mit Weichmachern reagiert sie im wahrsten Sinne des Wortes allergisch: Wer schon einmal einen roten Ausschlag davon an den Vulvalippen hatte, weiß, wie anhänglich und unangenehm das sein kann. Optimalerweise reinigt man die Vulva einfach nur täglich mit Wasser oder allenfalls pH-neutraler Intimwaschlotion, null Deo und in die Vagina am besten gar nichts – sie hat ihre eigene Reinigungsfirma, den Ausfluss, sie erinnern sich? Alles andere wie Vaginalspülungen schadet ihr nur mehr, als dass es nützt und macht sie anfälliger für oben beschriebene Keime und Krankheiten.

Muskeln und Manschetten: Was passiert eigentlich beim Sex?

Bessere Durchblutung, größere Feuchtigkeit – und Klitoris-Erektion

Beim leisesten Anzeichen von Sex bekommt unsere Vulvina Befehl von oben aus dem Gehirn: Sie wird umgehend besser durchblutet, feuchter und dehnfähiger, die Klitoris richtet sich auf, wird bis zu dreimal größer und härter (Erektion!) und der Gebärmutterhals weicher. Damit sind auch die Nervenzellen in der Vagina (dort besonders am Eingang) und an der gesamten Vulva bis zum Perineum (auch Damm genannt) zwischen Vaginaöffnung und Anus in Partystimmung. Geht es dann Richtung sexueller Höhepunkt, zieht sich die Klitoris etwas zurück, schwellen die äußeren Vulvalippen an und machen dadurch den Vaginaeingang enger, die Muskulatur im Genitalbereich spannt sich an, was für Penis und Vulvina den Sex noch intensiver macht.

Das Finale: Rhythmisches Zusammenziehen

Beim Orgasmus zieht sich dann diese sogenannte „orgastische Manschette“ aus Muskeln rhythmisch zusammen, bevor der Körper wieder zum Rückzug pfeift. Es sei denn, wir werden weiter stimuliert und steuern auf den nächsten Orgasmus zu, was wir im Gegensatz zu Männern nämlich können! Und auch wenn es wegen der ausgedehnten Blutgefäße und Klitoris nicht immer so einfach ist: Always pee after sex. Dadurch werden nämlich alle unerwünschten Keime, die sonst ungestört durch die Harnröhre in die Blase spazieren und dort Ärger machen können, ausgespült. Besser ist das.

Besser durch Beckenbodenturnen (Im Text unten ist nicht von Beckenbodenübungen die Rede?)

Noch ein positiver Vagina-Fakt zum Schluss

Abschließend noch ein kleiner Myth Buster, wo wir gerade vom Sex sprechen: Eine Vagina wird durch die Geburt eines Kindes nicht weiter. Auch wenn der Gedanke, ein Kamel durch ein Nadelöhr zu schicken, schon Männer bei Geburten hat ohnmächtig werden lassen und sie dieses Märchen immer wieder erzählen, ist dem nicht so. Ja, der Muskelschlauch Vagina weitet sich bis um das Zehnfache, damit ein Kind dort hindurch passt – aber er zieht sich auch wieder zusammen!

Also liebe Ladys, lobt und preist eure Vulvina, denn sie ist ein wahres Wunderwerk und dazu noch ein ziemlich geiler Lusttempel.

Text: Dr. Nadine Beck

Foto: shutterstoc.com/ Mikhaylovskiy

Und hier geht es zu unseren Tipps und Beiträgen rund um die Vagina:

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