Als kleines Mädchen war eins meiner Lieblingsbücher „Mein erstes Buch vom Körper“. Ich habe es geliebt, so oft darin gelesen und geblättert, bis es auseinanderfiel. Dieses Buch findet man heute nur noch im Antiquariat, aber meine Liebe zu aller Art Lesestoff über den menschlichen Körper ist geblieben.

Es ist noch gar nicht so lange her, da begeisterte mich die entzückende Studentin Giulia Enders mit ihrem mutigen und offenen Buch „Darm mit Charme“. Plötzlich war unser Darm gar nicht mehr so unbeliebt und eklig, sondern wurde gehegt und gepflegt. Das Buch war ein weltweiter Erfolg und viele Därme werden es Giulia danken.

Oh, bitte gib mir mehr davon

Einige Autorinnen schreiben nun Bücher wie „Darm mit Charme“ nur für „untenrum“. Zuerst Heike Kleen mit „Das Tage Buch“ und nun die zwei jungen Ärztinnen aus Norwegen, Nina Brochmann und Ellen Støkken Dahl, mit einem Buch über den weiblichen Körper. „Viva la Vagina“ ist eine Hommage an unser wunderbares, aber auch geheimnisvolles Geschlecht. Die beiden haben 2015 angefangen mit einem Blog über Intimhygiene, dem weiblichen Körper und Sexualität in Norwegen. Anfangs war der Blog an Teenager gerichtet, aber bald stellten sie fest, dass die Leserschaft sehr viel breiter war. Täglich erreichten sie Fragen, deren Antworten sie eigentlich für selbstverständlich gehalten hatten. Da es ganz offensichtlich immer noch viele Unsicherheiten gibt, haben sie sich entschlossen ein Buch zu schreiben.

Viva La Vagina

Viva La Vagina

Weg mit den Mythen!

In „Viva la Vagina“ wird ganz offen und völlig ohne Scham alles rund um Vulva und Vagina erklärt. Mythen werden aus dem Weg geräumt und alle Unklarheiten beseitigt.

Zu Frage, mit welchem Mythos es Nina Brochmann und Ellen Staken Dahl am Wichtigstes war aufzuräumen, antworten die beiden in einem Interview in der Gala: „Die schlimmsten Mythen sind die über das Jungfernhäutchen. Die Vorstellung, dass Jungfrauen bluten sollen, wenn sie vaginalen Sex haben und die Idee, dass man sehen kann, ob eine Frau Jungfrau ist oder nicht, indem man ihre Genitalien untersucht, ist sowohl schädlich als auch falsch. Die Gesellschaft hat diesen Mythos lange benutzt, um Frauen zu kontrollieren. In Wirklichkeit wird das Jungfernhäutchen nach dem Sex nicht zerstört, nur die Hälfte der Frauen blutet beim ersten Geschlechtsverkehr und die sogenannten Jungfräulichkeitskontrollen sind medizinisch ungültig. Wenn dieser Mythos zerstört wird, wird es schwerer, die weibliche Sexualität zu kontrollieren. Der einzige Weg, um herauszufinden, ob eine Frau Jungfrau ist oder nicht, ist, sie zu fragen. Unser TEDx Talk „The Virginity Fraud“ befasst sich mit diesem Mythos. Das Video wurde bis jetzt etwa drei Millionen Mal angesehen und wir erhalten dazu fast täglich Nachrichten von Männern und Frauen weltweit. Es ist seltsam, zu wissen, dass die Medizin lange Zeit, über 100 Jahre über die Unwahrheit dieser Mythen Bescheid wusste, aber diese Information nicht an die Öffentlichkeit weitergegeben hat.

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Ja, ich will

Nina Brochmann (l.) und Ellen Stokken Dahl

Nina Brochmann (l.) und Ellen Stokken Dahl

Viva La Vagina: Mein persönliches Aha-Erlebnis

Und selbst jemand wie ich, die sich ja viel mit Weiblichkeit und Sexualität beschäftigt, hat gleich auf den ersten Seiten ein Aha-Erlebnis. Mein erstes war eine schöne Blumenmetapher über den Aufbau der Vulva. Diese Metapher haben sich die beiden nicht ausgedacht, sondern sie ist in der Anatomie gängig. Die Sprache ist witzig und unverkrampft.

Auch soll frau nach dem Sex direkt pinkeln gehen um alle Keime, die sich eventuell in die Harnröhre verirrt haben, auszuspülen. Das hatte ich zwar irgendwann schon mal gehört, aber wieder vergessen.

Neben allerlei Wissenswertem rund um den Genitalbereich, erfahren wir aber auch vieles über unsere intimen Körpersäfte, Sex und jede Art von Verhütung, aber auch alles zu Geschlechtskrankheiten und anderen Ärgernissen im Intimbereich.

Gestern musste ich sehr über eine Stelle zum Thema Harnwegsinfekt schmunzeln: „Ein Harnwegsinfekt wird oft beschrieben als das Gefühl, man würde auf Stacheldraht pinkeln, und das kommt nicht von ungefähr. Harnwegsinfekte sind der letzte Mist, und Frauen sind davon leider besonders betroffen.“ Treffender kann man es wohl kaum beschreiben!

Ein sehr interessanter Tipp dazu fand ich, dass Cranberry-Saft seit hunderten von Jahren als Hausmittel gegen Harnwegsinfektionen eingesetzt wird. Das werde ich auf jeden Fall ausprobieren.

Besser verstehen, wie wir funktionieren

Dieses Buch ist für jede Frau, die sich fragt, ob bei ihr alles „normal“ ist, aber auch für die unter uns, die mehr über ihren Körper wissen wollen. Ich persönlich finde, jede junge Frau sollte dieses Buch lesen. In dem Gala-Interview erklären Nina Brochmann und Ellen Stokken Dahl, warum junge Frauen und Frauen ihr Buch lesen sollten: „Frauen brauchen unser Buch, um besser zu verstehen, wie sie funktionieren. Unserer Meinung nach haben Frauen ein Recht auf diese Informationen. Unser Bildungssystem ist nicht gut für eine gesunde Sexualität. Viele Quellen im Internet verbreiten Mythen und Missverständnisse, die schädlich oder verwirrend sein können. Wir wollen fundierte, wissenschaftliche Informationen über ein normales Sex-Leben, den weiblichen Körper, Empfängnisverhütung, Erregung und Verlangen sowie viele andere Themen anbieten. Wir wissen zum Beispiel, dass eine von zehn Frauen unter Endometriose (eine gutartige, aber schmerzhafte Wucherung der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter) leidet. Es ist verrückt, dass die meisten so wenig darüber wissen. Indem sie unser Buch lesen, können Frauen lernen, sich selbst zu verstehen.“

Meiner Tochter habe ich jetzt „Mein erstes Buch vom Körper“ auf dem Flohmarkt gekauft. Aber „Viva la Vagina“ werde ich für sie aufheben, bis sie im richtigen Alter ist.