Iva Samina ist dreifache Mutter, Doula und Sex-Coachin. Aus ihrer Praxis weiß sie, dass Stress zum Libidoverlust nach der Geburt führen kann. Ihr Tipp: Mütter müssen besser für sich sorgen (lassen).

Libidoverlust nach der Geburt ist bei den allermeisten Frauen ein Riesenthema. Ich beobachte oft, dass sobald das Kind da ist, sich alles um das Kind dreht und die Frau sich hintanstellt. Auf der einen Seite kann ich das total nachvollziehen, aber die Rechnung geht langfristig nicht auf. Frauen vergessen sich oft komplett, sie sind für das Kind da, auch für das Zweite und das Dritte. Sie sind für den Partner da und den Haushalt und die Arbeit etc. Irgendwann sind sie dann ausgelaugt, schlapp, gestresst und gereizt. Das wirkt sich auf alle Ebene aus, auch auf die Sexuelle. Sie haben dann keine Lust mehr auf Sex, sie erleben einen Libidoverlust, manchmal sogar einen totalen Verlust von Lebenslust.

Libidoverlust weil perfekte Mutter?

Was wir Frauen wieder lernen dürfen: uns selbst ins Zentrum zu stellen. Wenn ich das sage, höre ich den Aufschrei: „Was?!?!? Das kleine Baby muss im Zentrum stehen!“ Dem Baby geht es aber nur wirklich gut, wenn es der Mutter (und dem Vater) gut geht. Ein Baby hat nichts davon, von einer ausgelaugten, gestressten oder genervten Mutter betreut zu werden. Das heißt, eine Mutter muss lernen, um Hilfe zu bitten, abzugeben und loszulassen. Vielleicht auch das Loslassen von diesen ganzen Idealvorstellungen wie eine perfekte Mutter zu sein hat. 

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Nach der Geburt: Räume für sich schaffen

Ganz wichtig ist es, dass Mütter sich Räume für sich selbst schaffen. Klar ist das nicht so einfach mit einem Stillbaby, aber man den Papa fragen, ob er mit dem Baby spazieren gehen kann, damit man sich in die Badewanne legen oder mit einer Freundin im Café treffen oder sich mittags hinlegen kann. Danach hat man neue Kraft, sieht klarer und fühlt sich selbst mehr. Und es gibt vielleicht auf wieder Raum für Lust und Intimität.

Natürlich hängen die Möglichkeiten sehr vom Baby ab. Ist es etwa nachts sehr aktiv, dann ist die Mutter viel wach und stillt alle zwei Stunden. Das geht auf die Nerven und auf das Gemüt. Dann hat man keine Lust mehr auf Sex – oder irgendetwas anderes. Dann braucht es Babysitter, Familie, Freund.innen, damit die Mutter sich um sich kümmern kann. Als dreifache Mutter kenne ich das nämlich auch: Wenn man total übermüdet ist, verliert man seine Libido. Das ist der absolute Lust-Killer.

Weitere Gründe für Libidoverlust

  • Libidoverlust nach der Geburt kann auch hormonelle Ursachen haben. Nach der Geburt wird das Hormon Prolaktin angeregt, was das sexuelle Verlangen verlangsamen kann. 
  • Aus meiner Erfahrung aus Doula weiß ich, dass eine stillende Frau oft nicht so viel Lust hat. Sie bekommt sehr viele Kuscheleinheiten durch das Baby, da muss der Partner oder die Partnerin sich ein stückweit zurücknehmen. 
  • Nach der Geburt tickt der Körper der Frau anders. Da braucht es Zeit und Einfühlsamkeit seitens des anderen. 
  • Sex geschieht aus Gründen der Fortpflanzung. Wenn ein Baby da ist, kann der natürliche Drang nach der Geburt manchmal nicht so groß sein. 
  • Ich beobachte häufig, dass Frauen sich nach der Geburt unattraktiv finden. Der Bauch hat sich verändert, ist vielleicht dicker geworden, vielleicht gibt es Schwangerschaftsstreifen, auch die Brüste können sich verändert haben. Daher ist die Frage: Was kann man tun, damit man sich wieder wohler im Körper fühlt?

Libidokiller Beckenboden

Sehr wichtig ist bei Libidoverlust nach der Geburt auch auf den Beckenboden zu achten. Durch die Hormone in der Schwangerschaft verändert sich der Beckenboden. Er wird weicher und durchlässiger, weil das Baby durchgehen muss. Doch auf dem weichen, durchlässigen Muskel lasten ja trotzdem ein paar mehr Kilogramm: das Baby, das Fruchtwasser, die Plazenta usw. Danach braucht der Beckenboden eine Weile, um sich zurückzubilden. Das WochENbett spielt da eine unglaublich wichtige Rolle, um dem Beckenbodenboden (und den Organen) Zeit zu geben, sich zurückzubilden. 

Wenn der Beckenboden etwa durch eine schwere Geburt sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde und das Wochenbett nicht ausreichend gehütet wurde, kann das die Rückentwicklung negativ beeinflussen. Der Beckenboden wird dann nicht kräftig genug, bleibt zu weich, zu hart oder zu verspannt. Das beeinflusst ebenfalls die Sexualität, denn der Beckenboden ist ein wichtiger Mitspieler bei der Orgasmusfähigkeit und der Lustempfindsamkeit. Ein gezieltes Training, bei dem der Beckenboden wieder gestärkt oder auch entspannt wird, kann dazu führen, dass wieder mehr Gefühle im Becken stattfinden und wahrgenommen werden können. Dass die Orgasmus-Energie wieder aufgebaut und weitergeleitet werden kann. 

Partnerschaft und Libidoverlust nach der Geburt?

Das Wichtigste ist Kommunikation zwischen den Liebenden. Am besten sich aus der eigenen Verletzlichkeit heraus mitteilen: „So gehts mir“. „Ich habe Sehnsucht“. „Ich fühle mich unsicher“ oder „Ich fühle mich gestresst“. Durch diese Art der Kommunikation können Paare den Raum für Nähe und Intimität wieder herstellen. Durch diese Nähe kann man vielleicht wieder sinnlich miteinander sein, sich küssen, sich in den Arm nehmen. Vielleicht passt am Anfang penetrativer Sex nicht, sondern eher langsame und absichtslose Berührungen, vielleicht sogar ohne Kontakt zu den Genitalien? Und wenn doch, vielleicht ohne den Anspruch oder der Absicht eines Orgasmus‘? Wichtig ist, dass die Frau den Raum bekommt, sich in ihrem Rhythmus wieder für Sex zu öffnen.