Unsere Autorin Heike Niemeier hatte eine Verabredung mit einem Callboy. Nicht wegen Sex. Denn eigentlich wollte sie mit ihm über seinen ungewöhnlichen Job reden. Doch dann kam alles anders.

Mein erster Eindruck vom Callboy

Ich sitze im verabredeten Restaurant und er kommt pünktlich um 19 Uhr herein. Freundlich lächelnd begrüßt er mich, setzt sich neben mich und schaut mir schon mal direkt in die Augen. Das gibt es heute ja auch nicht mehr so oft! Er ist sehr gut gekleidet, très chic, sehr gepflegt und er riecht auch gut. Aber eigentlich ist er nicht der Typ…

Er ist 41 Jahre alt, heterosexuell und hatte schon immer eine Vorliebe für Dreier und Swingerclubs. Diese Vorlieben haben ihm klargemacht, dass er sich schnell auf neue Frauen einstellen kann und daraus hat sich neben seinem Hauptberuf ein Nebenjob entwickelt.

Die harten Fakten: So viel kostet Kevin

Kevin (er heißt tatsächlich Kevin) ist Callboy und buchbar für Frauen und Paare.

Er unterscheidet zwischen „Social“ und „Sweet“ Time.

Bei „Social Time“ (also kein Sex) beträgt das Investment 300 Euro für 2 Stunden, jede weitere Stunde kostet 100 Euro. Social Time bedeutet, dass die Frau maximal in den Arm genommen wird. 

Bei „Sweet Time“ gibt es hingegen Sex. Kostenpunkt: 500 Euro für 2 Stunden, jede weitere Stunde kostet dann 150 Euro. Bei 1.500 Euro bucht man Kevin für 14 Stunden. Kevin macht beim Sex, was sich die Frau wünscht. Grenzen, was er tut oder eben nicht tut, bespricht er mit jeder Frau persönlich.

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Kevin kennt keine Scham

Kevin geht erstaunlich offen mit seinem Nebenjob um. Sein Arbeitgeber weiß es, seine Mutter weiß es und alle finden es fein. 

Ich frage ihn erst einmal Dinge, die mich an Männern immer wieder interessieren:

Was ist dein Lieblingsbuch? Er habe keine Zeit zum Lesen.

Lieblingsfilm? Actionfilme

Lieblingsmusik? RnB, Charts, House 

Lieblingskleidungsstück? Anzug

Lieblingsgericht? Asiatische Küche

Lieblingsgetränk? Coca-Cola Zero und Wein

Lieblingsland? Südamerika ohne besondere Ländervorliebe

Seine größte Stärke? Optimismus, Pünktlichkeit und Fleiß

Seine größte Schwäche? Frauen

Callboy Kevin
Callboy Kevin

Wie nehmen die Frauen Kontakt mit dir auf?

Ein erster Kontakt erfolgt meistens über E-Mail, Telefon, WhatsApp oder Telegram. Ich beantworte hier Fragen im Vorfeld und es entsteht die Basis für eine erste Annäherung und ein erstes Kennenlernen.

Wie bereitest du dich auf die Frauen vor?

Ich bereite mich wie auf ein Date vor, nur dass ich immer Kondome und einen Koffer voller Sextoys dabei habe. Welche Kleidung ich trage, kann die Frau entscheiden. Ansonsten komme ich im Anzug, außer wir gehen in den Swingerclub (Zwinker). Es gibt bei mir auch keine No Go’s, die den bezahlten Sex vom privaten Sex unterscheiden: Ich küsse, ich befriedige oral, nach dem Motto Finger und Zunge sind spannender als der Penis.

Welche Frauen buchen einen Callboy?

Meine Klientel ist zwischen 20 und 70 Jahren alt. Der Fokus liegt bei den 35-60-jährigen Frauen. Nicht alle Frauen sind Singles.

Wenn gewünscht, buche ich das Hotel auf meinem Namen, wenn die Frau aus Gründen der Diskretion ungenannt bleiben möchte. Doch in der Regel kümmern sich die Frauen darum. Wie viele Sterne das Hotel hat, entscheiden immer die Frauen. 

Wie läuft so ein Treffen ab?

Normalerweise bekomme ich mein Honorar am Anfang des Treffens innerhalb der ersten zehn Minuten in einem unverschlossenen Umschlag. In den meisten Fällen liegt der Umschlag mit meinem Honorar auf dem Tisch oder neben dem Bett und ich nehme ihn mir dann erst am Ende des Treffens. Kundinnen, die ich schon länger kenne, legen ihn mir am Ende in meinen Koffer, wenn ich duschen bin.

Kommt es vor, dass du den Zeitrahmen überziehst?

Für mich ist es wichtig, dass wir eine entspannte, schöne und sinnliche Zeit zusammen genießen und verbringen. Ich schaue deshalb nicht auf die Uhr. Wenn wir eine Buchungsdauer und ein Honorar vereinbart haben, berechne ich selbstverständlich nicht mehr, selbst wenn es dann viel später geworden ist. 

Machst du auch manchmal Komplimente, die du nicht ehrlich meinst? 

Wenn ich Komplimente mache, dann meine ich sie auch wirklich so. Ich würde einer Frau keine Komplimente machen, die ich nicht so meine, nur um ihr ein gutes Gefühl zu geben. Ich bin immer ehrlich mit meinen Aussagen.

Wie aktiv sind deine Klientinnen?

Gab es auch mal etwas peinliche Momente? Wenn ja, was und wie gehst du damit um?

Klar, gab es schon peinliche Momente. Aber das ist für mich nicht schlimm, wir sind alle nur Menschen und ich bin da immer ganz entspannt. Welche peinlichen Momente dies waren, möchte ich hier aber nicht sagen. Kevin bleibt diskret.

Äußern die Frauen ihre Wünsche konkret? Oder sind sie eher zurückhaltend?

Manche Frauen reden mit mir offen über ihre Wünsche, Fantasien und Vorstellungen. Andere Frauen lassen alles auf sich zukommen und möchten einfach nur genießen. Privat liebe ich es, wenn Frauen auch aktiv sind. Als Callboy muss dies aber nicht sein, da es nicht um mich geht, sondern um die Frau. Natürlich freut es mich, wenn es sexuell auch für mich passt.

Dirty Talk und lautes Stöhnen erwünscht?

Magst du es, wenn Frauen ihrer Lust auch mal laut Ausdruck verleihen? 

Ich finde, das gehört dazu. Ich selbst bin auch laut und mag es auch gerne mit Dirty Talk, dies muss aber auch passen. Nicht jede Frau mag das und manche Frauen sind eher leise und genießen ohne ihrer Lust Ausdruck zu verleihen. Ich selbst mag es aber natürlich, wenn ich höre und sehe, wie es der Frau gefällt. Und ich mag es auch, wenn Frauen rasiert sind, aber auch das ist kein Muss, denn die Frau muss sich nicht für mich verändern. Ich finde es schön, wenn ich ihre Lust und ihre Geilheit in ihren Augen sehe. 

Während des ganzen Gesprächs hält Kevin übrigens Augenkontakt. Auf meine Frage, ob er das immer macht, antwortet er: „Ja, ich schaue den Frauen immer erst in die Augen und nicht auf ihre Brüste oder den Po. Ich sehe die Frau in ihrer Gesamtheit. Dadurch entdecke ich auch an jeder Frau etwas Schönes und es gibt somit kein Ausschlusskriterium wie zu klein, zu mollig, zu alt etc. Jede Frau hat das Recht Lust zu erleben. Und wenn ich dazu beitragen kann, dann bin ich richtig in diesem Job.”

Verliebt in einen Callboy?

Gibt es eine maximale Buchungsanzahl pro Tag/Woche bei dir? 

Eine Buchung pro Tag.

Warst du schon mal in eine Kundin verliebt? 

Nein.

Verlieben sich Kundinnen in den Callboy?

Es passiert schon öfters, dass Frauen sich in mich verlieben. Selbstverständlich kann sie mich trotzdem weiter buchen. Ich würde es nicht ablehnen, denn letztendlich ist die Frau für sich selbst verantwortlich und weiß von Anfang an, dass ich eine Dienstleistung verkaufe. Und häufig ist es ja nur eine Projektion ihrer Wünsche auf mich. Sollte ich aber bemerken, dass sie sich finanziell übernimmt, würde ich die Buchungen nicht mehr zulassen.

Kevin ist manchmal auch alleine zu Hause! Dann gärtnert er in seinem Garten oder kocht. Oder er träumt von einem Haus in Spanien oder Südamerika. Zurzeit ist er Single und meiner Einschätzung nach sehr zufrieden damit.

Die Autorin und der Callboy

Am Ende des Abends verabschieden wir uns mit Küsschen rechts, Küsschen links. Ich gehe durch die Nacht und ich fühle mich sehr wertschätzend behandelt und komplett gesehen. Ob er wirklich so ein guter Liebhaber ist, wie er gesagt hat, frage ich. Dann schießt mir ein Gedanke durch den Kopf: Ich hätte ihn fragen sollen, ob ich ihn küssen darf! Ich bleibe abrupt stehen. Bevor ich zu lange überlege, schreibe ich ihm per WhatsApp genau das. Er ruft an und sagt: „Klar kannst du mich küssen“. Er bietet an zurückzukommen? Wo ich sei? Ich gebe ihm meinen Standort durch. 

3 Minuten später stehen wir auf der Friedrichstraße und küssen uns. Und wie heißt es doch so schön, wenn Männer gut küssen können, dann können sie auch den Rest gut. Mich hat das Knutschen jedenfalls komplett überzeugt. Super Akquise kann ich da nur sagen. Und ich denke mal über ein Crowdfunding für eine Nacht mit Kevin nach.

Kevin ist über seine Webseite buchbar oder über das Callboy-Verzeichnis hier

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