Gerade habe ich den Text von Ann bei This Is Jane Wayne gelesen. Sobald ich den Übergriff vor Augen hatte, war sie wieder da: meine Wut. Aber auch mein Wunsch, mich zu wehren.

Früher war ich männlichen Übergriffen gegenüber völlig stoisch – wie die meisten von uns. Das änderte sich aber schlagartig. Mein persönliches Initiationserlebnis war im Cookies Cream vor einigen Jahren. Auf dem Weg die Treppe nach oben klatschte mir ein prominenter Schauspieler auf den Po. Vor meinem Freund. Der flippte aus, ich hingegen beruhigte ihn, spielte den Vorfall herunter um eine Schlägerei zu vermeiden. Doch warum? Es war mir peinlich, ich wollte kein Opfer sein und kein Aufsehen erregen. Mein Freund ist ein wahrer Feminist (das meine ich wirklich so) und erklärte mir später, warum mein Verhalten falsch sei. Damals machte es Klick. Ich begriff, wie sehr ich daran gewöhnt war, mir Penis-Witze anzuhören und dabei nur genervt zu lachen, über sexuelle Anzüglichkeiten am Arbeitsplatz peinlich berührt zu lachen und auch alles andere wegzulachen.

Ich bin nicht schuld

Ich beschloss: Ich lache das nicht mehr weg. Ich bin nämlich nicht schuld. Es ist nicht mein kurzer Rock, der aussagt, ich möchte einen Popo-Klatscher, sondern es sind dreiste Männer, die über Grenzen gehen. Es ist deren Schuld und ich muss mich wehren. Denn jemand begreift nur, dass er etwas Falsches getan hat, wenn man es benennt und nicht wenn man es weglacht.

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Ja, ich will

In den nächsten Jahren lernte ich, dass es KEINE coole, schlagfertige Antwort auf eine Belästigung gibt. Die kommt erst Stunden später, zu spät. Doch es gibt etwas, dass ich mir zunutze machen kann: meine Wut im Bauch. Die ist dann nämlich da  und alarmiert mich. Sobald die Wut sich meldet, weiß ich: Jemand hat meine Grenze verletzt. Dann muss ich nicht überlegen, ob ich den Penis, der gerade an mir vorbei drängt an der Supermarktkasse, missinterpretiere. Ich lasse die Wut einfach raus. „Wichser“, „Verpiss Dich“, „Reib Deinen Schwanz nicht an mir“ kommt dann raus. Ich frage mich dann nicht mehr, ob ich das darf? Recht habe? Zu weit gehe? Ich folge meinem Gefühl und beschütze mich.

Männer brauchen Grenzen

Ob es Gegenwehr gibt? Verbal manchmal, doch die meisten Typen wissen schon, dass sie etwas Falsches gemacht haben. Maulen dann rum und verpissen sich schließlich. Das ist mir allemal lieber, als zu lächeln und zu schweigen. Wir müssen lernen für uns einzustehen und Männern und Frauen (dazu hier mehr von Mona) Grenzen aufzuführen, sonst wird es nicht besser werden.

Billies Text dazu finde ich großartig. „Es gibt seit Kurzem eine neue Regel in meinem Leben: Wenn mich wer angrapscht, dann schlage ich sofort zu. Das klingt krass, ist es auch, aber ey, seitdem ist alles besser.“

Zuschlagen?

Schlagen traue ich mich nicht, aber klare Worte sprechen. Frauensolidarität hilft nämlich sehr. Letzten Sommer an einem heißen Tag führten zwei Teenager am Alexanderplatz ihre kürzesten Röcke und Tops aus. Sie waren stolz und fanden sich schön. Bis ein Typ vor ihnen stand und sie heftig anbaggerte. Die beiden drehten sich weg, der Typ schrie sie an: „Mit den Röcken wollt Ihr es doch“. Ich sprang dazwischen. „Nein, nicht die Mädchen sind aufreizend angezogen, sondern Du hast Deine Sexualität nicht im Griff. Such die Schuld doch bei Dir selbst“, schrie ich ihn an. Der Typ verpisste sich, die Mädchen waren völlig perplex. Auch von mir. „Niemand muss sich das gefallen lassen, Männer haben kein Recht Euch so zu behandeln“, erklärte ich ihnen.

Oder um es mit Billies Worte zu sagen: „Seit ich mich wehre, kann ich viel besser solidarisch mit anderen Frauen* sein, denen sowas passiert. Jetzt, wo es die eine Antwort auf Übergriffe gibt, ist mir viel klarer was passiert, wenn ich einen Übergriff beobachte. Und ich habe auch keine Hemmungen in die Situation zu gehen und die Betroffene* zu fragen, was geht und ob sie Hilfe braucht. Ich muss auch nicht anderen Frauen* die Verantwortung für Übergriffe zuschieben, weil ich die Angst und die Gefühle meiner eigenen Machtlosigkeit als Frau* abwehren muss. Ich weiß jetzt, wer Schuld hat. Ich weiß es und meine Faust weiß es auch.

Dazu kann nur zu ergänzen: Ich weiß es auch und meine Wut im Bauch weiß es auch.

Auch Mona hat sich zu dem Thema Gedanken gemacht. Ihren Artikel lest hier hier.