Es gibt immer mehr Porno-Produzentinnen. Die bekannteste ist Erika Lust, aber auch die Berliner Company „Cheex“ legt viel Wert auf Ethik und Ästhetik. Wir haben mit der Gründerin Pauline Thierry über die Industrie, Inklusion und Intimität gesprochen.
Liebe Pauline, Pornos haben einen schlechten Ruf. Zu simpel gestrickt, keine schöne Ästhetik, für Männer gemacht… Cheex macht Pornos „female friendly“. Was bedeutet das?
Eigentlich sagen wir lieber „Menschenfreundlich“. Jeder, der sich erotische Filme ansieht, sollte seine Sexualität ausleben und seine Vorlieben erkunden können. Dafür brauchen wir nicht-diskriminierende Pornos. Wenn jeder am Set mit Respekt und Wertschätzung behandelt wird, kann jede Art von Porno ohne Scham konsumiert werden. (Lies hier mehr zu 6 Pornos speziell für Frauen.)
Wie gelingen fair produzierte Pornos?
Was bedeutet das konkret?
Darsteller:innen jeder sexuellen Orientierung, Geschlechtsidentität und jedes Körpertyps sollen Spaß vor der Kamera haben. Was Pornos – nicht nur frauenfreundliche Pornos – brauchen, ist Vielfalt und Integrität, um alle Aspekte der Sexualität unverhohlen zu feiern. Irgendwann können wir es auch einfach wieder Porno nennen, weil wir die feministischen oder frauenfreundlichen Züge integriert haben.
Was macht Cheex bei Pornos anders?
Generell kann man sagen, dass wir uns von bestehenden Anbietern sowohl durch unsere Optik, als auch unsere Werte unterscheiden. Das bisherige Angebot ist stark männlich definiert und schreckt viele Nutzer:innen durch ihre Optik und Werbemaßnahmen ab. CHEEX ist ein inklusiver Raum für die sexuellen Bedürfnisse aller Geschlechter. Alle Inhalte auf CHEEX sind fair produziert, es werden ausschließlich volljährige Performer:innen gezeigt und Lizenzpartner nach strengen ethischen Kriterien ausgewählt.
Erwachsenenfilme anders kuratieren
Was ist euch noch wichtig bei Pornos?
Sexarbeiter:innen müssen fair behandelt und angemessen bezahlt werden. Inhalte sollten nur mit dem Einverständnis aller Beteiligten produziert werden und nachdem genau besprochen wurde, was in Ordnung ist und wo die Grenzen für jede:n Darsteller:in liegen.
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Ein weiterer Punkt, der für uns eine große Rolle spielt, ist die Repräsentation. Das bedeutet zum einen, dass die Lust gleichmäßig (zwischen allen Geschlechtern) dargestellt wird, zum anderen aber auch, dass es eine vielfältige Darstellung gibt, bei der Minderheiten nicht stereotypisiert werden. Wenn wir Pornos kuratieren und auf Websites einstellen, bedeutet dies auch, dass die Kategorien keine Stereotypen reproduzieren, sondern vielfältig und Sex-positiv sind.
Wie sieht der Geschmack von Frauen aus? Was mögen sie im Gegensatz zu Männern?
Es gibt eigentlich kaum etwas Individuelleres als Erotik und Sexualität. Hier also von einem „typisch” weiblichen oder männlichen Geschmack zu sprechen, ist unmöglich. Aus unserer Erfahrung können wir sagen, dass Frauen oft einen anderen Anspruch an die Ästhetik und die allgemeine Stimmung des Pornos haben – sie bevorzugen natürliches Licht, authentische Darsteller:innen und echte Lust. Unsere beliebteste Kategorie ist die, in der echte Paare zu sehen sind.
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Ein Drittel sind Porno-Guckerinnen
Wie viele Frauen konsumieren eigentlich Pornos? Gibt es dazu Zahlen oder Erfahrungswerte?
Frauen machen heute etwa ein Drittel der Porno-Gucker:innen aus.
Wie leicht ist es als kleiner Player neue Standards in dieser Industrie umzusetzen?
Durch das Werbeverbot für pornographische Inhalte ist es allgemein schwer auf sich aufmerksam zu machen, daher arbeiten wir verstärkt am organischen Aufbau unserer Community. Durch unsere zeitgemäße und Sex-postive Art können wir gezielt interessierte Leute ansprechen und uns so von den gängigen Plattformen absetzen. Wir sehen zunehmend, dass die Gesellschaft offen für Veränderung ist und fair produzierter Content geschätzt wird.
Sexualität entstigmatisieren
Was ist euer Wunsch für 2022?
Unser größter Wunsch ist es, die Art und Weise, wie wir an Sexualität herangehen und über Lust und Begehren sprechen, zu entstigmatisieren. Darüber hinaus wollen wir die Rolle der Sexualerziehung in unserer Gesellschaft verändern. Es ist so wichtig, die Menschen über verschiedene Arten von Sexualität aufzuklären und dass jede Form, solange sie einvernehmlich ist, völlig in Ordnung ist.
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Tina Molin arbeitet seit über 20 Jahren als Journalistin. Dann wurde sie Mutter – und plötzlich war ihre Lust weg. Daraus folgte der Blog „Happy Vagina“ und das Interesse an weiblicher Sexualität & Lust. Im Mai 2021 erschien ihr Buch „Endlich wieder Lust auf Sex“ (Goldmann Verlag). Tina arbeitet als Mentorin und begleitet Frauen in ihr lustvolles Leben. Sie schreibt die Kolumne „Sex ab 40“ für Stern und lebt mit Mann und Kind in Berlin. (Foto: Verena Berg)