Annika Breu ist Gründerin von „OH MY! FANTASY“. Das Münchner Start-up will Schwung in die deutschen Betten bringen. Deshalb gibt es hier für die außergewöhnliche Date-Night die passenden Fantasien in Boxen zu kaufen: Alles drin für Bondage, Slow Sex oder Passiv-Aktiv-Rollenspiele. Heike Niemeier hat die Gründerin gesprochen und über fehlende Fantasien, eine Spardose für Sex-Fantasien und andere Lustmacher geredet.

Liebe Annika, du entwickelst Fantasien als Liebesbriefen oder in Boxen und bietest diese an. Demnach bist du eine „Fantasieexpertin“. Was sind Fantasien für Dich?

Fantasie hat für mich viel mit der eigenen Vorstellungskraft zu tun: Die Fähigkeit sich vorstellen zu können, wie Dinge sein könnten. Mit unserer Fantasie können wir gedanklich durchspielen, dass vieles anders wäre, als es in der Realität ist und sogar völlig neue Welten schaffen. Die Fantasie ist eine Quelle immenser Freude und Unterhaltung: Einen großen Teil unserer Freizeit verbringen wir ja auch mit dem Genuss von Fantasie, sei es durch Bücher oder einen spannenden Film – so gönnen wir uns eine Auszeit vom Alltag.

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Wieso fantasieren wir überhaupt bzw. müssen wir fantasieren?

In der Fantasie ist alles möglich, fast so ein bisschen wie im Traum. Die Fantasie ist ein Ort, an dem wir uns anders erleben können als im Alltag. Wir können vielleicht mutiger handeln, Schwäche zeigen, unsere Sinnlichkeit voll ausleben etc. Das ist total individuell! 

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Annika Breu ist die Gründerin von Oh My! Fantasy

Foto: Julia Bombel

Was bewirken, beziehungsweise welche Aufgabe haben sexuelle Fantasien?

Fantasien sind Kopfkino pur und haben verschiedene Nutzen: Sie steigern die Qualität sexuellen Erlebens und können auch körperliche Erregung hervorrufen. Dabei wird unser Organismus in den Zustand versetzt, als ob es so wäre – Hallo Einbildungskraft! Wenn wir uns öfter etwas vorstellen, verstärkt das unsere Erregungspfade, wie eine Art neuronale Autobahn. Fantasien können aber auch Schwung in die Sex-Routine bringen und das Liebesleben aufpeppen. Gerade für unser Liebesleben können wir mit unserer Fantasie zahlreiche Vorstellungen in verschiedenen Szenarien durchspielen und uns so auf verschiedene Ereignisse besser vorbereiten oder einfach nur darüber nachdenken, wie es wäre, wenn eine sexuelle Fantasie in die Realität umgesetzt werden würde. 

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Sex-Fantasien und ihre Konsequenzen

Wie realisiert und lebt man die Fantasie, wenn sie im Kopf herumschwirrt?

Zunächst einmal: Nicht jede Sex-Fantasie, die man hat, muss auch ausgelebt werden! Bei manchen Fantasien ist es sogar eher von Vorteil, wenn man sie nur im Kopf behält, weil sie z. B. den Partner oder die Partnerin enttäuschen, irritieren oder im schlimmsten Fall vor den Kopf stoßen würden. Bevor man eine Fantasie in die Realität umsetzt, sollten immer auch die möglichen Konsequenzen durchdacht werden. 

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Dazu kommt: Die Realität entspricht manchmal so gar nicht der Vorstellung. Zum Beispiel wenn eine Frau es aufregend finden würde, mit ihrem Partner und einem dritten Beteiligten Sex zu haben. Wenn es dann soweit ist, kann das erwartete Glücksgefühl ausbleiben und es macht sich Enttäuschung breit.

Wie beugt man solchen Enttäuschungen vor?

Es hilft, sich diese Fantasien sehr realistisch vorzustellen und bis ins kleinste Detail zu durchdenken. Dabei kommt man meistens schon auf die kleinen Kniffe, die solch eine Sex-Fantasie bereithält. Da kommen dann vielleicht auf einmal logistische Überlegungen ins Spiel: Welche Stellungen wären bequem? Bei welchen verkeilt man sich eher? Da kommt dann vielleicht schon hoch, was nicht so angenehm wäre. Das ist sehr gut individuell machbar. Wenn dieses Gedankenspiel dann aber immer noch so aufregend bleibt, mit dem Wunsch diese Fantasie in die Wirklichkeit umzusetzen, dann ist der Zeitpunkt gekommen, um mit dem Partner oder der Partnerin darüber zu sprechen. Auch hier ist es wieder ein langsames Herantasten, und es kommt hier sehr darauf an, inwiefern das Paar schon über eine Fantasie miteinander gesprochen hat.

Sex-Fanstasien für die Spardose

Und welche Fantasien sollte man besser für sich behalten?

Auch das lässt sich nicht wirklich pauschal beantworten. Es dauert Monate, jemanden im Bett genau zu verstehen. Es dauert Jahre, jemanden in einer Beziehung genau zu verstehen. Hier spielen viele Faktoren rein: Wie offen ist die Kommunikation über geheime Fantasien in der Partnerschaft? Welche Fantasien wurden schon miteinander erlebt? Hier können sich Paare aber auch langsam herantasten, die Kommunikation über geheime Fantasien zu öffnen, zum Beispiel mit folgender einfacher Übung: Frage in einem ruhigen Moment deinen Partner oder deine Partnerin: Wenn es eine Spardose mit sexy Gedanken gäbe, in die du jedes Mal, wenn du einen hattest, ein Stück Papier mit einem geheimen Wunsch hineinschieben könntest, wäre deine Spardose a) staubig, b) mittel voll oder c) benötigst du eine zweite Spardose, um den Überlauf zu bewältigen? Dann könnt ihr diese Spardose ja wirklich aufstellen, sie mit einigen Vorschlägen füllen und dann zusammen darüber nachdenken, was ihr wirklich wollt. Dies ist eine indirekte und äußerst effektive Methode, um Erwartungen aufzubauen.

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Was mich besonders interessiert, stellst du Unterschiede bei männlichen und weiblichen Sex-Fantasien fest? In meiner Praxis spielt bei Männern immer wieder der Dreier mit zwei Frauen eine große Rolle.

Das hängt immer sehr von den einzelnen Erfahrungen und Vorlieben ab. Pauschal zu sagen Männer stehen auf Dreier und Frauen nicht, wäre zu einfach. Grundsätzlich gibt es bei beiden Geschlechtern eine breite Varianz von Vorlieben – und diese Vielfalt ist mehr Gemeinsamkeit als Unterschied.

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Oh my Fantasy: Aktiv-Passiv-Paket / PR

Gibt es da die berühmten Top 10?

Da gibt es verschiedenste Umfragen und Reports, die sich regelmäßig diesem Thema widmen, aber das verleitet eben Menschen oft dazu, sich zu vergleichen. Sex-Fantasien, die sicherlich vielen Menschen wichtig sind, bewegen sich im Rahmen: Sex mit romantischen Gefühlen, Sex in besonderer Atmosphäre/ Rollenspiele, Sex an besonderen Orten, Oralsex, oder auch der berühmte F-F-M Dreier, typischerweise tatsächlich eher eine Männerfantasie.

Deine Sex-Fantasien verstehen sich als Anregung für Paare. Da taucht für mich folgende Fragen auf: Wir leben in einer schnelllebigen Zeit: Coffee to go, Lunch to go, Lieferservice für fast alles binnen kürzester Zeit. Braucht es da auch bei Fantasien einen Lieferservice?

Mit Fantasien ist das sehr individuell: Wir leben oft mit der Vorstellung, wir müssten ständig und in jeder Beziehung unglaublich viele Fantasien haben – je verrückter, desto besser. Es gibt an jeder Ecke Tipps und Tricks, um das eigene Sexleben zu verbessern – das kann ganz schön überfordern. Unsere Paar-Fantasien unterstützen dabei, diese Fähigkeit, die eigene Fantasie auszuleben, (wieder) zum Leben zu erwecken – in einem vorgegebenen Rahmen, der aber natürlich auch Raum für die eigene Kreativität lässt.  

Sex-Fantasien gegen Leistungsdruck

Und wenn man keine Fantasie hat?

Fantasiemangel wird oft im Kontext von wenig oder abwesender Lust an Sex angesprochen. Aber die eigene Vorstellungskraft kann sich im Laufe des Lebens ändern und mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt sein. Das ist alles normal. 

Sind wir fantasieloser geworden und nehmen uns keine Zeit mehr, um fantasievoll und kreativ zu sein?

Das ist eine etwas paradoxe Sache: Unser Geist und unsere Gedanken werden von gesellschaftlichen Sozialisierungen mehr und mehr geprägt und genormt, wenn wir älter werden. Dabei bleibt unsere Vorstellungskraft oft etwas auf der Strecke. Als wir klein waren, war es sehr einfach, so zu tun, als ob etwas passieren würde. Wir konnten jederzeit in unsere Vorstellungskraft eintauchen und unsere Neugier mit einem offenen, positiven Mindset erforschen. Vielleicht erkennt sich jemand wieder, die sich als Kind selbst mal in eine Fantasie-Welt gebeamt haben oder vielleicht mit Freunden ein Szenario ausgedacht und dann miteinander gespielt haben, als ob es wahr wäre. Das hat Spaß gemacht, oder? Wir sollten uns auch im Alltag immer mal wieder ganz bewusst Zeit nehmen, um ein Gedankenexperiment zu machen, oder uns vorzustellen: Was wäre, wenn …?

Was wäre wenn …? ist ja auch ein schönes Spiel zu zweit, zu dritt…. Oder liegt es eher daran, dass die Menschen „nicht gut ausgebildet“ im Thema Sexualität sind?

Wenn man anfängt, Fragen über den Status Quo zur Sexualität und Lust zu stellen, was über Jahrzehnte als selbstverständlich galt, kommen oft frappierende Erkenntnisse ans Licht: Da gibt es zum einen den Orgasmus-Gap, also den Fakt, dass viel mehr Männer zum Orgasmus kommen als Frauen. Die Anatomie der Vulva wurde lange ignoriert und die Bildsprache der Medien ist klar auf vaginale Orgasmen ausgerichtet – Freud hat da ganz schön Unwesen getrieben! 

Bei vielen herrscht auch ein enormer Leistungsdruck im Bett und viele denken ja auch, dass Sex nur „erfolgreich” ist, wenn beide kommen, am besten noch bei der Penetration! Das setzt insbesondere Frauen oft unter Druck. Es hilft eigentlich nur Kommunikation, Kommunikation und Kommunikation! 

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Das kann ich aus meiner Praxiserfahrung zu 100 % bestätigen.

Über die eigenen Vorlieben im Bett zu sprechen, ist für viele Menschen noch mit viel Scham und Unsicherheit behaftet. Aber wenn man sich in kleinen Schritten annähert, wird es zur normalsten Sache der Welt!

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