Nachdem unser Gastautor Phil in den Genuss einer Tantra-Massage gekommen ist, eröffnet sich ihm eine völlig neue Welt. Seitdem fühlt er sich wie Kolumbus auf erotischem Entdeckungskurs.

2009 war ich in einer offenen Beziehung. Wir vergnügten uns wild mit anderen. Wir gingen auf Swinger-Parties, in Sex-Clubs und hatten dabei viel Spaß. Sexuell waren wir offen und ausdauernd. Wenn man sich dazu entscheidet, Sex als Hobby zu betrachten, ersetzt es teilweise das tägliche Workout. Dennoch war meine Technik, wenn auch weiter fortgeschritten als Blümchensex, eher 08/15: das alte Rein-Raus-Spiel in verschiedenen Stellungen mit Tempowechseln auf durchschnittlichem Niveau. Ehrlich gesagt, fühlte ich mich damals wie ein Sexgott. Orgasmen meiner Gespielinnen waren mehr oder weniger normal. Aus Sicht des Durchschnitts also schon mal ganz weit vorne.

Rückblickend, nach der Entdeckung der Tantra-Massage, aber nicht viel mehr als Pillepalle. Das Leben wird eben vorwärts gelebt und rückwärts gedacht. Vorher war die Erde quasi eine Scheibe. Seitdem ich Tantra kenne, ist die Welt rund und das Universum unendlich. Das sind die Größenordnungen, die der Einfluss von Tantra auf meine Sexualität hatte.

Tantra statt Thai-Massage

Meine Entdeckungsreise begann, als meine Freundin nicht in der Stadt war und ich an einem Tag so horny war, dass ich nicht wusste, was ich mit mir anfangen sollte. Ich war nie in einem Bordell gewesen, hatte aber Erfahrung von einer Thai-Massage mit Happy End. Während ich vorfreudig nach Thai-Massagen suchte, stieß ich auf ein Tantra-Institut in Berlin. Was ich las, gefiel mir sehr. Es war von heiligen Verehrungsritualen und achtsamer Berührung die Rede und davon, wie alt diese Technik ist und heilend sollte sie noch dazu sein. Jeder Satz machte mich neugieriger: Ich wollte das ausprobieren.

Ich hatte Glück. Noch am selben Abend bekam ich einen Termin für eine dreistündige Massage. 250,- Euro sind nicht wenig, aber ich hatte gerade das Geld für ein erfolgreiches Projekt bekommen und wollte mir etwas gönnen. Die Atmosphäre in der Spiritual Tantra Lounge erinnerte viel eher an einen buddhistischen Tempel als an einen Ort, der mit Sex und Erotik zu tun hat. Einige buddhistische Götter, wie der tanzende Shiva oder die Kriegsgöttin Kali begrüßten mich still und anmutig, während ich den Flur entlang lief, um mich wie von der Masseurin gebeten, vor der Massage zu duschen.

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Ja, ich will

Ich werde verehrt wie eine Gottheit

Ich war aufgeregt. Meine Vorfreude war schon während der Lektüre der Internetseite bis in den Himmel gestiegen und drehte dort seitdem ihre Runden. Der Raum, den mir meine Masseurin zeigte, duftete nach Räucherwerk und war mit knapp 30 Grad mollig warm und lud zum Relaxen ein. 

Die Massage begann mit einem ausführlichen Gespräch. Die Masseurin wollte wissen, warum ich da war und warum ich ein Tantra-Ritual erleben wollte. Danach bat sie mich auf das ebenerdige Lager. Sie begrüßte mich fast rituell und feierlich, als würde sie einem Gott huldigen. Sie ging vor mir auf die Knie, verneigte sich mehrmals und küsste sogar meine Füße. Ich kam mir etwas albern vor. Ich hatte nicht einmal in einer meiner Beziehungen ähnliche, verehrende Gesten erlebt. Bevor die wirkliche Massage begann, schlich sie mehrmals um mich herum und berührte mich dabei sanft. Es war zärtlich und einfühlsam und mir gefiel es sehr.

Bitte liebkose meinen Penis

Ich war nicht nur entspannt, sondern auch angetörnt, von dem was sie mit mir veranstaltete. Ich hatte bisher nichts Vergleichbares erlebt. Ein Teil von mir wünschte sich, dass mich meine Freundin so berühren, so verehren würde, es so langsam und zeremoniell angehen würde, wenn wir miteinander intim wurden. Ich vergaß Zeit und Raum. Es hätten ein paar Minuten, aber auch schon eine knappe Stunde sein können, seitdem ich mich auf dieses Lager gestellt hatte. Ob sie mich jetzt im Stehen verwöhnt, war eine Frage, die mir durch den Kopf schoss. Bitte liebkose meinen Penis mit deinen Lippen, dachte ich, obwohl mir klar war, dass genau das hier nicht passieren wird. Die  Frau bat mich stattdessen mich auf den Rücken zu legen und begann mich langsam einzuölen. Es war mehr ein Streicheln mit warmem Öl als eine Massage. Es war langsam, aber dadurch so intensiv wie keine Streicheleinheit zuvor.

Dies ist ein Geschenk nur für Dich. Genieß es!

Ich war mittlerweile komplett nackt und auch sie hatte ihr Tuch nicht mehr am Körper. Doch es war mir mittlerweile völlig egal. Da war kein Gedanke an Sex mehr in meinem Kopf. Ich fühlte alles, was Mann sich wünschen kann. Zwar wollte ich immer wieder mitmachen beim Streicheln, aber jeder träumt doch in Wahrheit davon, einmal so verwöhnt zu werden, deshalb war es auch nicht allzu schwer mich fallen zu lassen.

Es fühlte sich so an, wie verliebt sein. Als wenn die Liebe selbst meine Haut streicheln würde. Immer wieder berührte sie bei den streichenden Bewegungen über meine ganzen Körper erogene Zonen wie meine Pofalte oder auch den Penis und die Hoden. Ich begann immer lauter zu atmen, weil es sich so wundervoll anfühlte. Mein Stöhnen wurde lauter, denn der Rhythmus wurde schneller und die Abstände zwischen den intimen Berührungen wurden kürzer. Sie berührte nun nicht mehr ab und zu meinen Penis, sondern gab ihm ganz bewusst immer mehr von dieser zärtlichen, verehrenden Aufmerksamkeit.

Ein Penis so hart wie nie zuvor 

Meistens dauert es mit Vorspiel keine halbe Stunde, bis man nebeneinander liegt und eine Zigarette raucht oder sich in den Armen liegt. Das hier war anders. Ich schrie das Haus zusammen vor Wonne, so orgastisch fühlte sich jede einzelne ihrer Berührungen an. Sie war dabei meinen Penis zu massieren mit Griffen, von denen ich nicht einmal gewagt hätte zu träumen. Ich war so hart wie nie zuvor.

Obwohl ich an der Spitze meiner je im Leben empfundenen Lust angekommen war, spritzte ich nicht ab. Es war eher ein Orgasmus, der gefühlt eine halbe Ewigkeit dauerte und von dem ich nicht wollte, dass er je endet, ich wollte s auf diesem Kamm der Lustwelle weiter reiten, bis die Sonne wieder aufging. Ich tat nichts, außer zu stöhnen und zu fühlen. Ihre Griffe wurden heftiger und ich spürte mehr Druck auf meinem Penis, aber es war wundervoll und brachte mich statt zum Ejakulieren nur dazu noch lauter zu stöhnen.

Der intensivste Orgasmus meines Lebens

Nach einiger Zeit ließ sie langsam nach und hielt meinen Penis einfach nur fest. Das war ein Gefühl wie im Mutterleib. So sicher, so geborgen, so zu Hause. Ich dachte, dass sie enttäuscht war, dass ich nicht gekommen war und sagte ihr, wie unglaublich dieser Orgasmus für mich war. Einmalig wegen des Gefühls und wegen der Tatsache, dass ich nicht ejakuliert hatte, aber einen intensiven Orgasmus im gesamten Körper erlebt hatte. Sie lächelte verschmitzt und sagte: „Willkommen in der Welt des Tantra. Sicher, dass es dein erster Besuch in dieser Welt ist? Du bist sehr offen und lässt dich tief fallen. Manche müssen erst lernen sich dieser tiefen Lust überhaupt hinzugeben.“

Doch es war mein erstes Mal gewesen und ich kann sagen, dass alles, was ich vorher sexuell erlebt hatte, wie ein trockenes, altes Stück Brot schmeckte, verglichen mit dem, was ich gerade erlebt hatte. Während sie den Raum verließ, sagte sie: „Nimm dir Zeit zum Nachspüren so lange du magst. Ich warte vorne“. Ich war auf die schönste Art verwirrt. Benommen schlüpfte ich in meine Sachen und verabschiedete mich.

So fühlte sich dieser Kolumbus also, als der Späher oben am Mast seines Schiffes euphorisch „Land in Sicht“, brüllte. Ich hatte den Strand einer neuen Welt entdeckt. Am kommenden Tag buchte ich einen 4-Tage-Tantra-Workshop für mich und meine Freundin. Ich wollte diese neue Welt am sofort mit ihr erkunden und eins mit ihr werden.