Was spielt sich im Körper beim weiblichen Orgasmus ab? Lies hier, wie Frauen den Höhepunkt erleben – und warum es manchmal einfach nicht klappt.
Der weibliche Orgasmus – alles über das Big O
Manche Frauen erleben vaginale, klitorale und Reihenorgasmen, andere Ladys hatten noch nie einen Höhepunkt. Doch was ist Big O eigentlich? Was spielt sich im Körper ab? Zu welchen Ekstasen sind Frauen fähig – und warum klappt es manchmal nicht?
Die vier Phasen
Was auf körperlicher Ebene passiert, haben die beiden Sexualforscher:innen William Masters und Virgina Johnson in vier Phasen unterteilt: Erregung, Plateau, Orgasmus, Entspannung.
1. Die Erregungsphase
Durch Streicheln, Küssen und Petting startet die Erregungsphase. Man erkennt es am Feuchtwerden der Vagina. Außerdem schwellen die äußeren Vulvalippen an und öffnen so den Eingang zur Vagina. Die inneren Vulvalippen werden mit mehr Blut versorgt, werden dicker und schwellen ebenfalls an. Die Klitoris nimmt an Größe und Umfang zu und tritt hervor. Auch die Brustwarzen richten sich auf, die Brust kann sich ebenfalls vergrößern, Puls und Blutdruck steigen an.
2. Die Plateauphase
Die Erregung ist stark und bleibt stabil. Jetzt fängt die „orgiastische Manschette“ zu wirken an. Die äußere Vagina verengt sich, die Klitoris zieht sich zwar etwas zurück, dabei schiebt sich ihre Vorhaut (ähnlich wie beim Penis) zurück und sie wird erregbarer. Blutdruck, Puls und Atmungsfrequenz steigen an, Muskelzuckungen werden verstärkt. Interessant ist auch, dass sich die Gebärmutter nach oben verlagert, um Platz für den Penis zumachen.
3. Orgasmusphase
Die Vagina zieht sich rhythmisch etwa alle 0,8 Sekunden zusammen, auch die Gebärmutter und der Schließmuskel am After kontrahieren. Muskelzuckungen können nun den ganzen Körper erfassen. Puls, Blutdruck und Atemfrequenz steigern sich weiter. Der Orgasmus dauert nur wenige Momente. Beim Höhepunkt gibt das Gehirn an die Nerven den Befehl: alles loslassen. Das passiert ganz plötzlich. Bei Frauen ziehen sich fast zeitgleich die Muskeln in der unteren Vagina und die Gebärmutter zusammen – und lassen los. Sie kommt. Es kann auch bei der Frau zu einer Ejakulation kommen.
4. Rückbildungsphase
Danach entspannen die Muskeln, Puls und Atmung normalisieren sich. Der Körper braucht etwas Zeit, um sich von der Erregung zu entspannen. Das Blut muss sich wieder umverteilen, vom Intimbereich in den restlichen Körper. Die Vulva, die Klitoris und die Brüste schwellen ab, die Vaginanmanschette bildet sich zurück. Die Gebärmutter schwillt ab und verlagert sich wieder an die gewohnte Position.
Was passiert beim weiblichen Orgasmus?
Manche Frauen erleben den Orgasmus ganz intensiv. Die Muskeln ziehen sich bis zu fünfzehn Mal zusammen, alles bebt und zuckt: Arme, Beine, selbst der Bauch. Entspannungswellen erfassen jeden Muskel. Dass just die Muskelkontraktionen als orgiastisch erlebt werden, dafür sorgt das Gehirn. Doch wie diese Ekstase genau entsteht, ist leider noch nicht erforscht. Klar scheint nur, dass der präfrontale Cortex ausgeschaltet wird, wir nehmen die Außenwelt kaum noch wahr, verlieren auch den Sinn für Raum und Zeit. Forschungen haben auch ergeben, dass beim Orgasmus statt Alphawellen Theta-Wellen überwiegen. Die sind für die Entzückung und Glücksgefühle verantwortlich.
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Multipel, klitoral, vaginal
Frauen können gleich nach dem Big O den nächsten Höhepunkt erleben. Das ist aber nicht die einzige gute Nachricht. Frauen kennen auch unterschiedliche Arten von Orgasmen: klitoral oder vaginal (und noch viele andere).
Sexualforscher:innen haben schon in den 70er-Jahren herausgefunden, dass die körperlichen und nervlichen Reaktionen beim vaginalen und klitoralen Gipfelsturm gleich sind. Außerdem zeigen neueste Forschungen, dass der Kitzler viel mehr als eine kleine Perle und daher auch beim vaginalen Orgasmus beteiligt ist. Jedoch nehmen Frauen die Orgasmen oftmals unterschiedlich wahr. Sexological Bodyworker:innen beschreiben die Orgasmen ebenfalls unterschiedlich. Sie differenzieren zwischen einem Orgasmus durch Anspannung und einem durch Ausdehnung.
Das Erlebnis ist von Frau zu Frau unterschiedlich
Doch der Weg zum Gipfel kann ganz schön unterschiedlich sein. Manche Frauen kommen nur mit Sex-Toys, andere durch Penetration, wiederum andere Frauen reicht schon die Fantasie aus, um zu kommen. Einige nehmen den Orgasmus superintensiv wahr, bei anderen gibt es nur leichte Muskelkontraktionen und es entsteht nur ein leichtes Wohlgefühl.
Höhepunkte anderer Art
„Der Körper der Frau ist gemacht für Lust“, sagt Aleksandra Veronika im Interview (hier). Einige Frauen berichten vom legendären Zervixorgasmus, denn der Muttermund besitzt hoch empfindsame Nervenendungen, laut neuesten Forschungen ist das Organ über drei Nervenstränge mit dem Gehirn verbunden. Frauen berichten von superintensiven Orgasmen.
Auch Höhepunkte durch die Stimulation der Brust sind nicht ungewöhnlich und einige Damen kommen bereits durch Anregung ihrer Fantasie. Die Bilder werden so stark wahrgenommen, dass ein Orgasmus ausgelöst wird.
Selbstbefriedigung steigert die Orgasmusfähigkeit insgesamt
Self Pleasure hilft, sich ungestört zu genießen. Man kann den eigenen Körper erkunden, in seinen Fantasien schwelgen, Sex-Toys benutzen und ganz genüsslich kommen. Längst haftet der Self Love nicht mehr der Nimbus der Sünde an oder der Ersatzbefriedigung. Immer mehr Frauen leben ihre Sexualität ganz selbstbestimmt aus – mit und ohne Mann.
Sex Toys und die Gewöhnung
Es gibt Frauen, die eher bei der Selbstbefriedigung kommen und weniger beim gemeinsamen Sex. Das könnte an der Benutzung von Sex Toys liegen. Ein Penis vibriert eben nicht Einfach mal Toys zur Seite legen und selbst Hand anlegen, dann kann Gewohntes umgelernt werden. Oder es könnte auch am Partner liegen… Vielleicht will man anderes angefasst werden? Anders stimuliert werden? Dann heißt es Klartext reden, was man sich wünscht:
Orgasmusprobleme
Es muss nicht immer ein Orgasmus sein. Leistungsdruck, Stress und sich selbst beobachten sind Orgasmus-Killer. Nein, sogar Lustkiller. Wenn aus der Lust, der Freude und dem schönsten Spiel für Erwachsene eine Pflichtübung wird, ja sogar eine Leistungsschau, dann geht das häufig auf Kosten des Orgasmus. Orgasmusprobleme können sich einstellen und das Liebesleben darunter leiden. Entspannen Sie sich und genießen sie. Es muss nicht immer ein Tor fallen, damit es ein gutes Fußballspiel war.
Orgasmus vortäuschen – nicht die beste Idee
OrgasMUSS:
Viele Frauen täuschen einen Orgasmus vor. Das ist oft für den Partner verwirrend und für sie enttäuschend. Sei ehrlich mit dir selbst und deinem Partner. Hör auf die Sexprotzin zu geben, sondern genieße die gemeinsame Zeit. Ein Orgasmus darf kommen, ist aber kein Muss.
Fazit
Der weibliche Orgasmus ist nicht immer der Höhepunkt der Lust. Egal, ob du einen Orgasmus hast oder keinen, wichtig ist die Nähe und Intimität zu genießen und sich nicht unter Druck zu setzen. Hauptsache die Zweisamkeit ist schön und erfüllend. Ein Orgasmus kann kommen – muss aber nicht.
Text: Tina Molin
Foto: Shutterstock.com / andrey_l
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