Unsere Gastautorin ist diesmal eine Leserin. Kathleen hat Schmerzen beim Sex. Immer. Wie sie damit umgeht, dass der Geschlechtsverkehr schmerzt, und wie sie zufälligerweise eine Lösung für ihr Problem gefunden hat, erzählt sie in diesem Text. (Die Zeichnung dazu stammen auch von ihr.)
Ich war 16 Jahre alt, als ich mein erstes Mal hatte. Wie für viele andere Mädchen auch, war mein erstes Mal für mich keine wirklich angenehme Erfahrung. Während meine Freundinnen jedoch nach ihrem ersten Mal schmerzfrei Liebe machten, riss bei mir jedes Mal wieder eine kleine Stelle direkt am Scheideneingang ein. Was von der Allgemeinheit als die schönste Nebensache der Welt betitelt wird, war für mich immer wieder aufs Neue bittersüß. Das Vorspiel genoss ich und danach kam der Schmerz beim Sex. Viele Male bin ich nach dem Sex auf zittrigen Beinen ins Badezimmer gegangen, um den Schaden zu begutachten und Heilsalbe auf die kleine, aber fiese Stelle zu schmieren, die ein normales Sexualleben unmöglich zu machen schien.
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Ja, ich will
Schmerzen beim Sex: „Warum ich?“
Da ich so auf keinen Fall weiter machen wollte und das Ganze anfing mich und auch meine damalige Beziehung zu belasten, ging ich damit zu meiner Frauenärztin. Dort bekam ich allerdings nur zu hören, dass das bei manchen Frauen eben so sei und es sich erledigen würde, sobald ich das erste Kind bekäme. Nicht unbedingt das, was man als 16-Jährige hören will, vor allem nicht, wenn man gedenkt, sich mit dem Nachwuchs noch mehrere Jahre Zeit zu lassen.
Als typisches Kind der 90er zog ich natürlich nicht nur meine Ärztin zurate, sondern auch das World Wide Web. Aber auch dort schien es keine Lösung für mein Problem zu geben. Langsam machte sich in mir ernsthafte Verzweiflung und jede Menge Frust breit. Wenn nicht einmal das allwissende Internet eine Lösung kannte, wer dann? Dennoch war meine Recherche nicht völlig sinnlos, denn sie ergab: Ich war mit dem Problem nicht allein. Ich fand ein Internetforum, in dem einige Frauen sehr ähnliche Geschichten erzählten. Auch sie hatten also mit Schmerzen beim Sex zu kämpfen. Besonders ein Beitrag half mir in den folgenden Jahren damit umzugehen, denn er enthielt folgende wertvolle Tipps.
1. Den Scheideneingang während des Vorspiels mit mehreren Fingern vordehnen
2. In der Reiterstellung den Anfang machen und den Penis in deinem und nicht in seinem Tempo einführen
3. Gleitgel benutzen
Tipp Nummer eins bauten ich und mein Freund in unser Vorspiel ein und tatsächlich konnte ich den Sex etwas mehr genießen, auch wenn die Stelle nach wie vor nach jedem Mal wieder da war und mich mindestens noch zwei Tage nach dem Geschlechtsverkehr an das Liebesspiel erinnerte. Eine zweite Runde noch am selben Tag? Völlig undenkbar, zumindest damals.
Eine weitere Erkenntnis bezüglich meines Problems erhielt ich, als die Beziehung zu meinem damaligen Freund nach drei Jahren in die Brüche ging und ich meinen jetzigen Freund kennenlernte. Mit meinem Exfreund hatte ich eine Fernbeziehung geführt. Deshalb konnten wir uns nur alle paar Monate persönlich sehen. Mein jetziger Freund lebt hingegen in der gleichen Stadt wie ich, weshalb es im Vergleich wesentlich öfter und regelmäßiger zur Sache geht. Dadurch konnte ich für mich herausfinden, dass ich weniger schlimm einriss, wenn wir regelmäßig Liebe machten.
Es schien allmählich bergauf zu gehen und ich war entschlossen, mich nicht von dieser einen kleinen blöden Stelle einschränken zu lassen. Ich wollte ein normales Sexualleben ohne Kompromisse und auch ohne starre Regeln, was im Vorspiel zu tun ist. Deshalb erzählte ich meinem neuen Freund nichts von der Stelle und den Schmerzen, und er weiß auch bis heute nichts davon. Ich lebte nach dem Motto „fake it till you make it“.
Weiterhin begann ich, die trockenen Stellen im Intimbereich nach jedem Duschen und auch vor und nach dem Geschlechtsverkehr mit weißer Vaseline oder Jojobaöl einzureiben. Auch dies hat dazu beigetragen, dass ich wesentlich weniger schlimm eingerissen bin. An dieser Stelle ist jedoch Vorsicht geboten, da das Öl, wie alle Öle sich nicht mit Kondomen verträgt und diese porös macht.
Auch wenn ich mich nun besser mit der Stelle arrangiert hatte, so belastete sie mich trotzdem sehr, nicht nur physisch, sondern auch psychisch. Immer wenn ich eine Wimper verlor, eine Sternschnuppe sah, oder die Kerzen auf meinem Geburtstagskuchen auspustete, wünschte ich mir im Stillen schmerzfreien, lustvollen Sex haben zu können.

Zeichnung: Kathleen
Juhu! Die Lösung
Kurz nach meinem 20. Geburtstag kam ich der Lösung zu meinem Problem, ohne es zu wissen, dann plötzlich wesentlich näher. Meine beste Freundin trennte sich von ihrem Freund und setzte kurz danach die Pille ab. Wenn wir uns trafen, schwärmte sie mir von ihrem gesteigerten Lustempfinden vor und von den anderen gesundheitlichen Verbesserungen, die sich durch das Absetzen erfahren hatte. Auch ich hatte die Pille zu dem Zeitpunkt schon fünf Jahre genommen, sogar kein einziges Mal ohne Pille Geschlechtsverkehr gehabt. Schon seit längerer Zeit war ich es müde jeden Tag aufs Neue an die Pille denken zu müssen. Ich begann mich mehr mit dem Thema auseinanderzusetzen und erneut im Internet zu recherchieren. Dabei fand ich unter anderem Erfahrungsberichte von Frauen, die mit trockenen Hautstellen zu kämpfen hatten, diese nach dem Absetzen der Pille jedoch verschwunden waren.
Nach einigen Monaten stand mein Beschluss fest. Ich würde die Pille absetzen und stattdessen mit der Kupferspirale verhüten. Viel hatte ich schließlich nicht zu verlieren. Ich war gespannt, ob sich dadurch etwas verändern würde. Die ersten vier Monate nach dem Absetzen veränderte sich zunächst nichts. Nur ganz schleichend bemerkte ich eine Verbesserung, in Bezug auf die Stelle. Aber tatsächlich befreite mich diese Entscheidung von den Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Ich konnte es zuerst gar nicht fassen. Jahrelang hatte ich geglaubt, mit mir stimme etwas nicht. Dass das bei manchen Frauen anatomisch eben so sei. Nie wäre ich darauf gekommen, dass die Pille für mein Problem verantwortlich war (mehr dazu hier und hier).
Nun sind meine stillen Wünsche tatsächlich in Erfüllung gegangen. Ich kann endlich schmerzfrei Liebe machen und das Sexualleben führen, das ich immer führen wollte. Ich bin endlich frei und kann nun angefangen mich Stück für Stück wieder mit meinem Körper zu versöhnen.
Hast du auch Schmerzen beim Sex? Dann teile gerne (anonym) in den Kommentaren deine Geschichte mit uns und natürlich auch deine Tipps.
Wow, ich hab zum Schluß richtig Gänsehaut bekommen.
Ja, was die Pille so anrichtet, weiß man meistens erst hinterher, weil man bestimmte Symptome nicht mit ihr in Verbindung bringt. Ich hatte jahrelang ständig mit Harnwegsinfekten und Pilzbefall zu tun. Hat sich nach Absetzen der Pille sehr gebessert. Und die Libido wurde umso intensiver.
Oh man du hast echt eine Menge durchgemacht. Hut ab. Ich hatte auch schon öfters Schmerzen beim Sex und bei mir war es Vaginismus, wo ich unten so stark verkrampfte und somit keinen angenehmen Verkehr haben konnte. Aber das war eher Psychisch bedingt. Hatte schon viel schlechte Erfahrung mit Männern. Jetzt versuche ich andere, die ebenfalls Schmerzen haben zu helfen und aufzuklären.
Schön das es bei dir „nur“ die Pille war. Ich stimme Sonja zu, ist wirklich beängstigend was das kleine Ding alles anstellen kann.