Männer können und wollen immer. So lautet das Klischee, aber die Wahrheit sieht anders aus. Auch Männer können nämlich unter sexueller Unlust leiden.
Auch Männer leiden an sexueller Unlust
Lange Zeit wurde sexuelle Lustlosigkeit als ein reines Frauenproblem angesehen. Doch die letzten Jahre haben gezeigt, dass dieses Problem kein bestimmtes Geschlecht betrifft, sondern eine allgemeine Herausforderung ist – für Frauen wie für Männer.
In meiner Praxis empfange ich Frauen, Männer und homosexuelle Paare und berate sie bei ihren sexuellen Anliegen. Dabei ist mir aufgefallen, dass Frauen schneller den Grund für ihren Besuch nennen, als Männer. Selbst wenn sie als Paar bei mir auftreten, sind Frauen diejenigen, die schnell das Anliegen schildern können. Gerade wenn es um die Unlust des Mannes geht, zögern Männer mit der Aussprache und lassen ihren Frauen den Vortritt. Was meines Erachtens daran liegt, dass Männer vom Mythos „Sie können immer“ stark geprägt sind und deshalb ein großes Problem haben, wenn es Schwierigkeiten beim Sex gibt oder ein Mann sexuelle Unlust verspürt.
Aber Hand aufs Herz: Niemand hat immer Lust – nicht auf kochen, nicht auf Kino, nicht auf Sex. Schlimm? Nein, denn etwas zu tun, was keine Lust bringt, ist noch schlimmer. Lieber daher mal ein „Nein“ sagen.
Beziehungsprobleme und sexuelle Unlust beim Mann
Die Lustlosigkeit bei Männern kann durch viele Faktoren ausgelöst werden. Ein möglicher Grund kann eine fehlende innere Motivation sein, Stress oder vorübergehende hormonelle Schwankungen.
Oft wird die sexuelle Unlust beim Mann auch auf Beziehungsprobleme geschoben. Interessanterweise ist es bei den meisten meiner Klient:innen aber genau anders rum: die fehlende Lust auf Sex ist Ursache nicht Resultat der Beziehungsprobleme.
Ursachen für den Libidoverlust beim Mann
Die liebe Zeit! Ein Faktor, über den wir hier schon oft geschrieben haben. Zeitknappheit kann zu einem unangenehmen Störenfried werden. Ein voller Terminkalender beider Partner oder ein zu unterschiedlicher Tagesablauf kann dazu führen, dass sich kein Platz im Kalender für Sex ergibt.
Aber auch körperliche oder psychische Auslöser, wie Stress, Leistungsdruck oder Mobbing können für die mangelnde Lust beim Mann verantwortlich sein. Psychologen:innen gehen davon aus, dass ein Großteil der sexuellen Störungen eine seelische oder soziale Ursache haben.
Hormone und Medikamente
Gerade chronischer Stress kann den Hormonstoffwechsel beim Mann stören. Das kann bei Männern dazu führen, dass die Hoden zu wenig Hormone produzieren und in der Folge kommt es beim Mann zum Verlust der Libido. Auch Medikamente zur Behandlung bestehender Grunderkrankungen sind nicht zu unterschätzen und können – ebenso wie die Erkrankung selbst – Unlust als Nebenwirkung hervorrufen:
- Herzerkrankungen und Herzmedikamente wie Blutdrucksenker
- Nierenerkrankungen und Diuretika aka „Wassertabletten”
- Depression und Antidepressiva ( sexuelle Funktionsstörungen zählen hier zu den häufigsten unerwünschten Nebenwirkungen) Antipsychotika und andere sedierende Medikamente
- Hormonmangel durch Erkrankungen der Niere oder der Schilddrüse, Diabetes (führt zu Nerven- und Gefäßschäden) und Prostatahyperplasie sollten ebenfalls in Betracht gezogen werden, wenn ein Krankheitsgefühl durch Potenzstörungen begleitet werden.
Wenn die Seele für sexuelle Unlust beim Mann sorgt
Auch Männer tragen ihre Sorgen mit sich rum und daher sollte die seelische Belastung bei Männern nicht unterschätzt werden. Arbeitslosigkeit, Existenzängste, Minderwertigkeitsgefühle oder traumatischen Ereignisse können ursächlich für einen bestehenden oder spontanen Libidoverlust beim Mann sein.
Was kann für die Förderung der Libido des Mannes getan werden?
Wichtig ist, egal welcher Tipp von mir jetzt kommen wird, dass du, er oder ihr euch dabei wohlfühlt.
Tipp 1: Stressfaktoren und identifizieren und wenn nötig sogar abbauen.
Tipp 2: Kommunikation! Sprecht über eure sexuellen Wünsche.
Wenn in der Partnerschaft die persönlichen sexuellen Neigungen nicht ausgesprochen werden dürfen, wenn sie nicht erfüllt werden oder wenn sie nicht den Bedürfnissen des Partners entsprechen, dann ist das auf Dauer ein Downer für die Libido.
Tipp 3: Sich ausreichend zu bewegen. Wenn dein Partner übergewichtig ist, kann eine Gewichtsreduktion einen positiven Einfluss auf euer Sexleben haben. Es wurde nämlich nachgewiesen, dass Männer mit erhöhtem Bauchfett auch einen niedrigeren Testosteronspiegel haben. Durch eine langfristige Gewichtsabnahme und gesunde Bewegung wird die Testosteronproduktion wieder angekurbelt. Und das bedeutet vielleicht wieder mehr Spaß im Bett. Tipp 4: Auch die Ernährung hat einen Einfluss auf die Libido. Bestimmte Lebensmittel haben eine aphrodisierende Wirkung auf uns Menschen. Manche Inhaltsstoffe regen die Produktion luststeigernder Hormone bzw. die Durchblutung an. Das kann dazu führen, dass die Liebeslust wieder neu erwacht.
Fazit Libidoverlust
Der Libidoverlust ist für den betroffenen Mann und auch für die Partnerin oder den Partner eine ziemlich belastende Situation, daher empfehle ich allen Betroffenen der medizinischen oder seelischen Ursache auf den Grund und in die gemeinsame Aufarbeitung zu gehen.

Mignon ist Moderatorin in Hamburg, glücklicher Single, aber nicht allein, da mit Hündin Mia. Gerade schließt sie ihre Ausbildung als Sexualberaterin ab. Sie findet, dass gerade bei uns Frauen noch viel Aufklärung notwendig ist und liebt es gerade Frauen bei ihren sexuellen Anliegen zu helfen. Mehr zu Mignon gibt’s bei „sexualberatungbymignon“. (Foto: Anri Coza)