Sich regelmäßig auf Geschlechtskrankheiten zu testen, ist wichtig. Unsere Autorin Jana erzählt, wie ihr erster STI-Test bei der Ärztin war – und welche Alternativen es für zu Hause gibt?

Kürzlich habe ich eine neue Welt für mich entdeckt: Sexpartys. Ich gehe regelmäßig auf unterschiedliche Partys und rede auch mit meinem Partner darüber. 

In der sexpositiven Welt der Swingerclubs, BDSM-Fans und kinky Polys gelten andere Regeln, etwa wird sehr offen und wertschätzend über Sex, Wünsche, Träume und sexuelle Fantasien gesprochen. Außerdem lassen sich quasi alle regelmäßig auf Geschlechtskrankheiten (STI – Sexual Transmitted Infection) testen.  Ein Glück. Und es wird auch ganz selbstverständlich thematisiert. 

Wie hoch ist die Gefahr, sich anzustecken?

Ein paar Statistiken, um die Dringlichkeit des Themas aufzuzeigen. Bis 25 Jahre ist jeder Zweite von einer Geschlechtskrankheit betroffen. Statistisch betrachtet besteht ab drei Sexpartnern pro Jahr ein erhöhtes Risiko. „Das Problem sind die Leute, die meinen, sie seien nicht infiziert“, betont Brockmeyer, Präsident der Deutschen STI-Gesellschaft dem Spiegel.

Die Sexpositive Szene goes for STI

In der sexpositiven Szene fragt man jeden, bevor man intim wird, nach seinem letzten STI-Test. Normal, oder? Leider habe ich den Eindruck, dass gerade in der monogamen, aber auch der Tinder-Bumble-Welt das Thema eher weniger angeschaut wird. Und wenn doch, dann bleibt es meist bei einem HIV-Test oder einem Abstrich, wenn es im Schritt juckt. Doch es gibt noch viel mehr Geschlechtskrankheiten, auf die man sich testen lassen sollten.

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Ja, ich will

Welche sexuell übertragbaren Krankheiten gibt es?

Sexuell übertragbare Krankheiten gehen viel weiter, als meistens bekannt ist. Sie bezieht sich auf HIV und Hepatitis, genauso wie Gonorrhöe – besser bekannt als Tripper, aber auch auf Pilzinfektionen, Chlamydien oder Gebärmutterhalskrebs.

Das meiste sind Krankheiten, die, wenn sie frühzeitig erkannt werden, behandelbar sind. Und vor allem auch deren Übertragungsradius eingeschränkt werden kann.

Vorbehalte vorm STI-Testen

Als ich einer monogam lebenden Freundin erzählte, dass ich einen umfangreichen STI-Test auf Geschlechtskrankheiten gemacht habe, hat sie mich gefragt: „Warum das denn? Hast du gerade Probleme im Intimbereich?“ 

Die Frage sagt eigentlich schon alles, denn nicht alle sexuell übertragbare Krankheiten lösen spürbare oder sichtbare Symptome aus. Das ist wirklich wichtig zu wissen. Einige Infektionen können unbemerkt in uns schlummern und fatale Langzeitfolgen haben. Und natürlich können unbemerkte Infektionen in der Zwischenzeit an Sexpartner:innen übertragen werden. Autsch! 

Scham und Peinlichkeiten beim STI-Test

Die wenigsten Menschen lassen sich leider regelmäßig testen. Die Scham, zum Arzt zu gehen, die Angst vor dem STI-Test auf Geschlechtskrankheiten und dem Ergebnis lässt viele zögern. Auch Selbstüberschätzung im Sinne von: Mich trifft das doch nicht, sorgen für eine falsche Einschätzung der Lage. Schließlich werden die Krankheiten nicht nur bei ungeschütztem Verkehr übertragen, sondern auch bei Analverkehr und Blowjobs.

Wie oft sollte man einen STI-Test auf Geschlechtskrankheiten machen?

Jeder sollte sich regelmäßig testen lassen. Bei „regelmäßig“ gibt es verschiedene Aussagen, von wöchentlich bis zu einmal pro Jahr. Für mich fühlt sich der Mittelweg stimmig an: alle 6 Monate. 

Auch in Beziehungen untersuchen lassen?

Da ich regelmäßig Casual Sex praktiziere, war es auch an der Zeit, einen ausführlichen STI-Test machen zu lassen. In den Jahren zuvor war ich in einer langjährigen Beziehung, bei der ich (naiverweise) die Notwendigkeit nicht gesehen habe. Doch (wie ich jetzt weiß) hätte ich mir damals ein paar mehr Gedanken dazu machen dürfen und sollen. 

Bisher hab ich ‚nur‘ einen HIV-Test machen lassen und mich bei Bedarf bei der Gynäkologin testen lassen, wenn ich Symptome wie Ausfluss, Juckreiz oder Brennen im vaginalen Bereich verspürte. Erwischt: Damals bin ich in die Falle getappt, nur sichtbare Auswirkungen zu überprüfen. Shame on me! Das gilt auch für Männer: nicht jede Infektion führt zu Symptomen.

Mein erster ausführlicher STI-Test

In Berlin gibt es viele Anlaufstellen, um sich über sexuell übertragbare Krankheiten zu informieren, sich testen und behandeln zu lassen. Es muss nicht immer die gynäkologische Praxis sein. Ich habe online einen Termin beim ZIBP – Zentrum für Infektiologie Berlin am Prenzlauer Berg vereinbart. Es ist eine Allgemeinarztpraxis, die unter anderem auf STIs spezialisiert ist. Den Termin zu vereinbaren war unkompliziert und urteilsfrei.

Ich bin recht entspannt zum Termin drei Wochen später gegangen. Doch als ich in der Praxis stand, bin ich doch etwas nervös geworden. Zunächst stellte mir eine sympathische Ärztin einige Fragen, mit denen ich auch schon gerechnet habe: 

Die Fragen beim Test zum Partner

Ja, ich habe wechselnde Geschlechtspartner.

„Haben Sie Sex mit Männern UND Frauen?“ 

„Haben die Männer nur Sex mit anderen Frauen oder auch mit Männern?“ Ähm, gute Frage … „Soweit ich weiß nur Frauen.“

Zu Sex-Praktiken

Als sie sagt, dass sie mich nach meinen Sexualpraktiken fragen müsse, bin ich kurz irritiert. In meinem Kopf startet direkt ein Film, in dem ich ihr erzählen muss, welche Positionen ich am liebsten mag, ob dominant oder submissive, hart oder sanft, und wie viele daran beteiligt sind. 

Doch letztlich will sie wissen: „Haben Sie Sex vaginal, anal und/oder oral?“ 

Ah, das ergibt Sinn. Alles drei Bereiche in denen Flüssigkeiten ausgetauscht werden. Sprich die Bereiche, in denen dann auch Proben entnommen werden müssen. 

Welche Geschlechtskrankheiten werden getestet?

Danach informierte sie mich, dass Frauen üblicherweise auf die Erreger folgender Infektionskrankheiten getestet werden:

  • HIV (eine Ansteckung bleibt meistens unbemerkt, nach Wochen eventuell grippeähnliche Symptome wie Abgeschlagenheit und Lymphknotenschwellung – wer denkt da sofort an eine Geschlechtskrankheit?)
  • Chlamydien (mögliche Symptome: brennen, jucken, Ausfluss bei Frau und Mann, in den meisten Fällen jedoch symptomlos und eine der häufigsten STI weltweit)
  • Syphilis (typisches, aber seltenes Anzeichen für eine Infektion: Hautknötchen an der Eintrittsstelle)
  • Gonorrhö (Tripper & Rachentripper, symptomatisch zeigt sich bei beiden Geschlechtern eitriger Ausfluss)
  • Hepatitis C (Hepatitis A und B ist üblich, wenn keine Impfung erfolgt ist)
  • HPV (Humanes Papillomvirus, mitverursachend für Gebärmutterhalskrebs)

Was braucht es für diese STI-Tests?

Eine Speichelprobe, einen Vaginal-Abstrich, einen Anal-Abstrich, einen Bluttest sowie eine Urinprobe. 

Den Speicheltest macht die Ärztin direkt. Was ich als sehr positiv und ermächtigend empfinde, ist die Frage der Ärztin, ob sie die Vaginal- und Analtests machen soll oder ob ich sie selbst machen will? Ich mach das selbst. 

Selbst Hand anlegen, bitte

Also ab aufs WC der Arztpraxis. Ehrlich gesagt, ist es schon etwas seltsam, an den anderen Patienten vorbeizugehen. Ob sie mir das an der Nasenspitze ansehen können, was ich gleich tun werde?

Selbst ist die Frau: Urinprobe abfüllen. Stäbchen eins in meine Vagina. Ins Röhrchen. Fertig. Stäbchen 2 in meinen Anus. Ins Röhrchen. Fertig. Dann heißt es noch mal einen Moment im Wartezimmer Platz nehmen, bis zum Bluttest, den ein Pfleger übernimmt. 

Eine SMS mit den Ergebnissen

Jetzt heißt es eine Woche warten. Die Ärztin hat mir gesagt: Bekomme ich eine SMS, heißt das: alles wunderbar. Bekomme ich einen Anruf, bedeutet das: Mal darüber reden, was nicht so wunderbar ist. 

Fazit

Ich fühle mich nach dem Test empowered. Verantwortung für die eigene sexuelle Gesundheit zu übernehmen, fühlt sich richtig, gut und wichtig an. Auch weil ich dann weiß, dass ich meine Sexualpartner schütze – zusätzlich zur Verwendung eines Kondoms.

Doch natürlich will ich mich auch geschützt wissen, daher ist es mir absolut wichtig, mit meinen Sexualpartnern über deren Routinen zu sprechen. Wann war dein letzter Test? Worauf wurdest du getestet? 

Ein paar Tage später kam dann die SMS: „Die Laborwerte sind inzwischen vollständig und allesamt unauffällig. MfG, ZIBP“. Yeah! 

Tests für zu Hause

Die meisten umfangreichen Test müssen selbst bezahlt werden. Es gibt mittlerweile aber auch zuverlässige Selbsttests für den Eigengebrauch, die Deutsche Aidshilfe empfiehlt diesen Test. Natürlich gilt: Wer Symptome oder Beschwerden hat, wird meistens (!) vom Gyn kostenlos untersucht, getestet oder behandelt.

Auch The Female Company bietet einen Test für zu Hause an mit Laboranalyse. Mit ihrem „vkit“ können Gonorrhoe & Chlamydien getestet werden. Kostenpunkt 50 Euro, 5 Tage bis zum Ergebnis.

Femna hat einen STI-Test extra für Frauen. Es werden 9 Erreger getestet, Kostenpunkt 90 Euro. Auf Wunsch kann man noch ein kostenpflichtiges Gespräch mit einer Ärztin buchen.

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